
⛪ Lektion 11: Rut und Ester
📘 11.7 Fragen
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🟦 Einleitung
Das Leben ist nicht planbar. Es bricht über uns herein mit seinen Herausforderungen, Krisen, Prüfungen. Doch durch die biblischen Geschichten von Rut und Ester entdecken wir: Gott handelt auch dort, wo es menschlich gesehen keinen Ausweg mehr gibt. Beide Frauen standen in Bedrängnis – die eine als Witwe in fremdem Land, die andere als Königin unter tödlicher Bedrohung – und beide wurden zu Werkzeugen göttlicher Rettung. Ihre Geschichten geben uns Sprache für unsere eigenen Zweifel und Hoffnung für unsere Zeiten.
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📖 Antworten zu den Fragen
📌 Frage 1: Warum lässt Gott zu, dass sein Volk durch schwierige Zeiten geht?
Gott ist kein Gott der Flucht, sondern der Formung. Schwierige Zeiten sind keine göttliche Strafe, sondern oft göttliche Schule. So wie Gold im Feuer geläutert wird, so werden auch Herzen in Bedrängnis gereinigt. Rut musste durch Verlust und Fremdsein, um zu entdecken, dass Gott selbst in Moab nicht fern ist. Ester wurde nicht im Überfluss bewahrt, sondern im Risiko bestätigt.
Gott lässt Prüfungen zu, weil er in uns etwas sieht, das größer ist als unsere Angst: Berufung, Charakter, Hoffnung für andere. Schwierige Zeiten öffnen Räume, in denen Gottes Größe sichtbar wird – nicht indem er uns sofort befreit, sondern indem er in uns treu bleibt, während wir warten.
📌 Frage 2: Wie bereitet sich ein gläubiger Mensch auf Schwierigkeiten vor? Wo findet man Hoffnung?
Ein gläubiger Mensch verankert sich – nicht in den Umständen, sondern im Wesen Gottes. Wie Ester fastet und betet, so ist Vorbereitung ein innerlicher Weg: Gebet, Stille, Gemeinschaft mit anderen Gläubigen.
Hoffnung finden wir nicht in garantierten Lösungen, sondern in der Gegenwart des Heiligen Geistes. Wenn alles wankt, bleibt das Kreuz fest. Wenn alle Lichter erlöschen, leuchtet die Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage.“
Ester betrat den Thronsaal nicht, weil sie sich sicher fühlte – sondern weil sie sich vertraut wusste. Diese Art Vorbereitung ist keine Technik, sondern Beziehungspflege mit dem himmlischen Vater.
📌 Frage 3: Warum neigen wir dazu, uns auf die beängstigenden Aspekte der Prophetie zu konzentrieren?
Weil Angst laut ist. Sie schreit. Hoffnung flüstert. Wir sehnen uns nach Kontrolle, nach Sicherheit – und Prophetie erscheint oft wie ein Fahrplan durch das Chaos. Doch wenn wir die Details zum Mittelpunkt machen und das Herz Gottes dabei verlieren, sehen wir nur noch die Drangsal und nicht das Ziel: die Hochzeit des Lammes.
Rut kannte keine Prophetie – sie kannte nur den nächsten Schritt. Ester hatte kein eschatologisches Schema – aber sie hatte einen Auftrag. Die gute Nachricht ist nicht der Zeitstrahl, sondern die Hand, die ihn trägt.
📌 Frage 4: Wie hilft man jemandem, der die Offenbarung als erschreckend empfindet?
Indem wir das Buch nicht als Katastrophenchronik, sondern als Liebesbrief erklären. Es ist „Offenbarung Jesu Christi“ – nicht des Tieres, nicht der Plagen, sondern des Retters. Ja, da sind Gerichte. Aber sie sind Antworten auf Unrecht, nicht Beweise für Gleichgültigkeit.
Ich würde sagen: „Lies die Offenbarung wie ein Brautbrief. Hinter all dem Kampf steht ein Bräutigam, der seine Braut nach Hause holen will.“
Und: „Du darfst Angst haben – aber du musst nicht darin wohnen.“
📌 Frage 5: Was, wenn jemand sagt: „Gott kann mich nicht wollen – nicht nach dem, was ich getan habe“?
Dann erzählen wir von Rut – eine Ausländerin, Witwe, ohne Status – die doch Teil der Linie Jesu wird. Oder von Ester, die sich versteckte, schwieg, zögerte – und doch gebraucht wurde.
Gottes Liebe ist nicht leistungsabhängig. Sie ist gnädig. Unaufhörlich. Und sie hat Platz für Gebrochene. Boas wusste genau, wer Rut war – und er liebte sie trotzdem. Jesus weiß genau, wer du bist – und er liebt dich deshalb.
Ich würde sagen:
„Du denkst, du bist zu dreckig? Gott sagt: Genau dich will ich waschen.
Du denkst, du bist zu weit weg? Gott sagt: Genau dich will ich heimholen.“
Denn Liebe, die nicht vergibt, ist keine göttliche Liebe.
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✨ Geistliche Prinzipien
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Berufung ist nicht nur für Starke – sie formt sich im Schwachen.
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Gottes Zeitplan ist präzise – auch wenn er sich verspätet anfühlt.
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Die Prophetie ist ein Fenster zur Hoffnung – nicht zur Panik.
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Gnade fragt nicht: Wer warst du? Sondern: Wohin willst du mit mir gehen?
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Erlösung ist ein Angebot – keine Belohnung.
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🧩 Anwendung im Alltag
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Sprich mit Gott wie Ester – ehrlich, mutig, vorbereitet.
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Trage dein „Licht“ bewusst in deinen Alltag: Familie, Beruf, Gemeinde.
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Vermeide prophetische Spekulation – lebe prophetisches Vertrauen.
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Begleite andere in ihren Fragen – sei nicht Richter, sondern Brücke.
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Führe ein Erlösungstagebuch: Wo hat Gott dich gerufen, gebraucht, bewahrt?
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✅ Fazit
Lektion 11 führt uns mitten ins Herz des Evangeliums: Gott gebraucht gebrochene Menschen in kaputten Zeiten, um seine ewige Hoffnung sichtbar zu machen. Rut, Ester – und auch du – sind nicht Ausnahmen, sondern Beispiele. Wenn wir Angst haben, bleibt er treu. Wenn wir versagen, bleibt er gnädig. Und wenn wir Ja sagen, führt er durch.
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💭 Gedanke des Tages
Gott ruft nicht die Perfekten – er heilt die Bereiten. Vielleicht bist du genau da, wo du bist, weil jemand in deiner Nähe Licht braucht. Sei bereit – für einen Zeitpunkt wie diesen.
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✍️ Illustration – „Für einen Zeitpunkt wie diesen“ – Die Geschichte von Sarah
Teil 1 – Verloren in der Sicherheit
Sarah war 32, erfolgreich, organisiert – und innerlich leer. Sie arbeitete als Teamleiterin in einer großen Eventagentur in Frankfurt, plante Konferenzen, Charity-Galas und Influencer-Formate. Ihre Wohnung war modern, ihre Freunde gebildet, ihr Kalender voll.
Und doch fragte sie sich jeden Morgen: „Was bringt das alles?“
Der Glaube, den sie als Kind bei Oma auf dem Land kennengelernt hatte, war irgendwo auf der Strecke geblieben – zwischen Self-Optimizing, Work-Life-Balance und Yoga-Apps.
Eines Tages bekam sie eine Anfrage: Ob ihre Agentur ein Format für ein christliches Frauen-Event organisieren könne – ehrenamtlich. Sie lehnte ab. Keine Zeit für Bibelzeugs. Aber irgendetwas ließ sie nicht los. Vielleicht war es der Name des Events:
„Für einen Zeitpunkt wie diesen.“
Teil 2 – Die Bruchstelle
Ein halbes Jahr später änderte sich alles. Sarah wurde krank. Keine klare Diagnose, aber der Körper streikte. Erschöpfung, innere Leere, Angstattacken. Sie kündigte, zog zurück in das kleine Haus ihrer verstorbenen Großmutter am Rand des Taunus.
Dort fand sie in einer alten Kommode eine Bibel – aufgeschlagen im Buch Ester.
„…wer weiß, ob du nicht gerade für eine Zeit wie diese zur Königin geworden bist?“
Sarah war keine Königin. Sie war eine Gescheiterte mit Burnout. Und doch traf dieser Vers sie wie ein Stromschlag.
Noch am selben Abend suchte sie im Internet nach einer Gemeinde. Sie landete in einer kleinen Adventgemeinde im Nachbarort, wo sie freundlich empfangen wurde. Kein Druck. Kein Frömmigkeitstheater. Nur echte Menschen. Sie lernte Lisa kennen – alleinstehend, Sozialarbeiterin, voller Hoffnung. Und Miriam, eine ehemalige Theologieprofessorin, die inzwischen mit Parkinson lebte, aber strahlte wie der Frühling.
Teil 3 – Der Ruf
Eines Abends saß Sarah mit Miriam auf der Terrasse.
„Warum ausgerechnet ich?“, fragte Sarah. „Ich bin keine Rut. Keine Ester. Ich bin nicht mal gut darin, regelmäßig zu beten.“
Miriam nahm ihre Hand. „Rut war Ausländerin, Ester hat sich zuerst versteckt. Und doch hat Gott sie nicht übergangen. Vielleicht musst du nicht mutig sein, Sarah. Vielleicht reicht es, wenn du bleibst.“
Zwei Wochen später rief Lisa sie an. Eine alleinerziehende Mutter aus dem Flüchtlingsheim war verschwunden – und hatte ihre beiden kleinen Kinder in Lisas Obhut zurückgelassen. Lisa war überfordert.
Sarah fuhr hin.
Das, was sie vorfand, war Chaos: Zwei verstörte Kinder, ein leerer Kühlschrank, Behörden, die sich gegenseitig die Verantwortung zuschoben. Und inmitten dieses Durcheinanders tat Sarah das, was sie am besten konnte – sie organisierte. Rief an. Schrieb Mails. Koordinierte. Und nachts, wenn alles still war, setzte sie sich ans Bett der Kinder, hielt ihre kleinen Hände und sang das Schlaflied, das Oma früher immer gesungen hatte.
Teil 4 – Der Wandel
Sarah wurde zur Patin der Kinder. Die Mutter wurde gefunden – schwer traumatisiert, aber am Leben. Mit Hilfe der Gemeinde bekam sie psychologische und seelsorgerliche Betreuung. Sarah begleitete sie. Still, treu, ohne fromme Floskeln.
Eines Tages stand die Mutter in einem kleinen Hauskreis auf, mit Tränen in den Augen, und sagte:
„Ich war wie Rut – ohne Land, ohne Stimme, ohne Hoffnung. Und Gott hat mir eine Boas-Frau geschickt.“
Sie deutete auf Sarah.
Sarah konnte nur den Kopf schütteln. Aber tief in ihrem Innern wusste sie:
Gott hatte sie genau für diesen Zeitpunkt vorbereitet. Nicht durch Kraft. Nicht durch Leistung. Sondern durch Zerbruch, Umkehr und Gehorsam.
Teil 5 – Die Offenbarung
Ein Jahr später wurde Sarah eingeladen, bei genau jenem christlichen Frauen-Event zu sprechen, das sie einst abgelehnt hatte. Das Thema war geblieben:
„Für einen Zeitpunkt wie diesen“
Sie stand auf der Bühne. Ihre Hände zitterten. Keine Präsentation. Kein Hochglanz. Nur eine Bibel und eine Geschichte. Ihre Geschichte.
Sie sprach über Müdigkeit, über Zweifel, über das Gefühl, zu wenig zu sein. Und dann sagte sie:
„Ich dachte, Gott gebraucht nur Menschen, die keine Fehler gemacht haben. Dann habe ich Rut kennengelernt – Witwe, fremd, am Rand. Und Ester – privilegiert, aber ängstlich. Und ich habe gelernt: Gott gebraucht die, die sich ihm zur Verfügung stellen. Nicht trotz ihrer Schwäche. Sondern durch sie hindurch.“
Am Ende las sie den Vers aus Ester laut:
„…und wer weiß, ob du nicht gerade für eine Zeit wie diese da bist?“
Und sie fügte hinzu:
„Ich weiß jetzt: Ich bin es. Und du bist es auch.“
✨ Was diese Geschichte zeigt
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Gott führt durch Umwege.
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Schwäche disqualifiziert nicht – sie ist oft der Anfang.
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Berufung beginnt nicht mit Kraft, sondern mit Bereitschaft.
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Wer liebt, wird zum Werkzeug der Rettung – ob auf dem Feld, im Palast oder in einer kleinen Küche mit zwei schlafenden Kindern.