14 Minuten 6 Stunden

Lektion 2: Der brennende Busch
📘 2.3 Der Name des Herrn
„Ich bin, der ich bin“ – Der Name Gottes als Offenbarung seiner Gegenwart

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🟦 Einleitung

Namen sagen viel über uns aus – besonders im biblischen Kontext. Ein Name war nicht nur ein Etikett, sondern trug Bedeutung, Geschichte und Berufung. Als Mose Gott bittet, sich zu benennen, offenbart sich Gott auf nie dagewesene Weise. Die Antwort, die Gott gibt – „Ich bin, der ich bin“ – ist nicht nur tiefgründig, sondern auch tröstlich. Sie zeigt uns: Gott ist da, nicht nur in der Theorie, sondern in der Realität unseres Lebens. Er ist nicht weit weg – Er ist bei uns, jetzt.

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📘 BIBELSTUDIUM: 2. Mose 3,13–22 – Der Name des Herrn

🔹 1. Historischer und erzählerischer Kontext

Mose befindet sich in der Wüste Midian, hütet die Schafe seines Schwiegervaters und ist mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Einst Prinz am Hof des Pharaos, dann Flüchtling und einfacher Hirte – jetzt begegnet ihm Gott im brennenden Dornbusch. Diese Szene ist einer der dramatischsten Wendepunkte in der gesamten Bibel.

Mose wird von Gott dazu berufen, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Doch Mose hat Zweifel, Ängste, Fragen. Eine zentrale Frage stellt er in Vers 13:

„Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name? – was soll ich ihnen sagen?“


🔹 2. Die Bedeutung der Frage: „Wie ist sein Name?“ (Vers 13)

Diese Frage offenbart mehrere Ebenen:

a) Repräsentation

Mose erkennt, dass er nicht aus eigener Autorität handelt. Er weiß, dass die Israeliten einen Gott zum Anfassen brauchen – keinen unbekannten Geist oder eine neue religiöse Idee. Sie wollen wissen: Wer schickt dich? Wer steht hinter diesem Auftrag?

b) Offenbarung

In der Antike war der Name untrennbar mit dem Wesen verbunden. Einen Namen zu kennen, bedeutete, Zugang zum Charakter, zur Identität und zum Wirken einer Person zu haben. Mose bittet Gott also nicht einfach um ein Etikett – sondern um eine Selbstoffenbarung.

c) Vertrauen schaffen

Nach Jahrhunderten in Ägypten war der Glaube Israels schwach geworden. Götzenkult war verbreitet, auch unter ihnen. Die Israeliten kannten die Geschichten der Patriarchen, aber sie brauchten einen Gott, der sich wieder neu zeigt, der Verlässlichkeit verkörpert.


🔹 3. Gottes Antwort: „Ich bin, der ich bin“ (Vers 14)

Die hebräische Formulierung lautet „Ehyeh Asher Ehyeh“ – was wörtlich übersetzt werden kann als:

  • „Ich bin, der ich bin“

  • „Ich werde sein, der ich sein werde“

  • „Ich bin der, der da ist“

  • „Ich bin der, der sich als treu erweist“

a) Grammatikalischer Hintergrund

Das Verb „ehyeh“ ist eine Form des hebräischen Verbs hayah, das „sein“, „werden“, „existieren“ bedeutet. Es ist sowohl zeitlos als auch dynamisch – nicht statisch wie „Ich war“ oder „Ich bin“, sondern offen, aktiv, zukunftsbezogen:

„Ich bin der, der sein wird, was du brauchst.“

b) Theologische Tiefe

Gott sagt nicht: „Ich bin die Liebe“, „Ich bin das Leben“ – sondern: „Ich bin.“
Das bedeutet:

  • Unabhängigkeit: Gott existiert aus sich selbst heraus – ohne Ursprung, ohne Ende.

  • Treue: Er bleibt derselbe – immer.

  • Gegenwart: Gott ist jetzt da – nicht nur in der Vergangenheit oder Zukunft.

  • Handlungsfähigkeit: Gott wird aktiv – in Geschichte, in Beziehung, im Leben.

c) Verbindung zu „Jahwe“

In Vers 15 nennt sich Gott dann: „Jahwe“, meist übersetzt mit „der HERR“ (in Großbuchstaben). Dieser Name ist die dritte Person Singular des gleichen Verbs „sein“ – „Er ist“ – und bildet den Eigennamen Gottes im Alten Testament.

Der Name „Jahwe“ erscheint über 6.800-mal in der hebräischen Bibel – er ist zentral für Israels Gottesbild.


🔹 4. 2.Mose 6,3 im Zusammenhang

„Ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als El Schaddai (Gott, der Allmächtige), aber mit meinem Namen Jahwe habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben.“

Dies bedeutet nicht, dass der Name Jahwe unbekannt war (vgl. 1. Mose 4,26; 12,8). Vielmehr: Die Bedeutung dieses Namens, Gottes Treue und Nähe in der Bundesbeziehung, wurde erst jetzt – im Kontext der Erlösung aus Ägypten – vollständig offenbart und erfahren.


🔹 5. Der Bund – Jahwe, der nahe Gott

Die Berufung Mose ist nicht einfach ein Auftrag – sie ist der Ausdruck von Gottes Bundesliebe:

  • Er sieht das Leid seines Volkes (2. Mose 3,7)

  • Er erinnert sich an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob (2. Mose 2,24)

  • Er handelt aus Treue, nicht wegen der Leistung seines Volkes

Der Name „Jahwe“ wird zum Symbol für Gottes Handeln in der Geschichte – voller Geduld, Liebe, Gnade und Gerechtigkeit.


🔹 6. Der Name als Auftrag

„Dies ist mein Name ewiglich, und dies ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.“ (2. Mose 3,15)

Gottes Name ist nicht für Geheimhaltung bestimmt, sondern zur Verkündigung. Die Israeliten sollen seinen Namen anrufen, sich daran erinnern und ihn an kommende Generationen weitergeben.


🔹 7. Verbindung zum Neuen Testament

Im Neuen Testament wird die Bedeutung des Namens „Ich bin“ in Jesus Christus erfüllt:

  • „Ehe Abraham war, bin ich.“ (Johannes 8,58)

  • „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

  • „Ich bin das Licht der Welt … Ich bin die Tür … Ich bin der gute Hirte … Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

Jesus identifiziert sich bewusst mit dem „Ich bin“ – Er ist Jahwe in menschlicher Gestalt, der nahbar und erfahrbar wird.

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📖 Antworten zu den Fragen

📌 Frage 1: Warum wollte Mose Gottes Namen wissen? Was bedeutet Gottes Name?

Mose wollte Gottes Namen wissen, weil er wusste: Der Auftrag, Israel aus Ägypten zu führen, würde Widerstand und Zweifel auslösen. Das Volk brauchte mehr als einen anonymen Gott – es brauchte den vertrauten, treuen Gott, der sich persönlich vorstellt. Mit der Frage nach dem Namen fragt Mose letztlich: „Wer bist du wirklich, Gott? Kann ich dir vertrauen?“

Gottes Antwort zeigt:

  • Er ist unveränderlich, ewig, zuverlässig.

  • Er ist persönlich, barmherzig, gegenwärtig.

  • Er ist kein ferner Gott, sondern ein Bundesgott.

Sein Name ist nicht nur ein Titel, sondern eine Offenbarung seines Wesens. Er sagt:

„Ich bin für dich da. Immer. Und ich handle.“

📌 Frage 2: Auf welche Weise hast du in deinem Leben die Nähe und Vertrautheit mit Jahwe erlebt, die er mit allen haben möchte, die sich ihm unterstellen?

Persönliche Antwortbeispiel:
Ich habe Gottes Nähe besonders in Zeiten der Unsicherheit erlebt – wenn ich Entscheidungen treffen musste oder in Krisen steckte. Es war nicht immer eine Stimme vom Himmel, sondern eher ein tiefes inneres Wissen, dass Er da ist, dass Sein Weg gut ist, auch wenn ich ihn nicht verstehe. Seine Nähe zeigte sich in Bibelversen zur rechten Zeit, in Gebetserhörungen, durch Menschen, die mir Gutes taten. In diesen Momenten habe ich verstanden: Jahwe ist nicht nur „Gott“ – Er ist „mein Gott“.

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Geistliche Prinzipien

  1. Gottes Name ist seine Zusage: Er ist derselbe – gestern, heute, in Ewigkeit.

  2. Gottes Nähe ist real – für alle, die IHN suchen.

  3. Jahwe handelt in Treue und Gnade – auch wenn wir zweifeln.

  4. Gottes Identität ist nicht abstrakt – sie ist Beziehung.

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🧩 Anwendung im Alltag

  • Ruf Gottes Namen an, nicht als Floskel, sondern als bewusstes Bekenntnis: „Du bist bei mir.“

  • Vertraue auf Seine Gegenwart, wenn der Weg unklar ist. Wie Mose – auch du darfst sagen: „Wenn du nicht mitgehst, geh ich nicht.“

  • Sprich von Seinem Namen, wenn andere Orientierung suchen – teile, wie du Gottes Nähe erlebt hast.

  • Verhalte dich als Mensch, der weiß: Gott ist nicht fern – sondern jetzt da.

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Fazit

Gott nennt sich „Ich bin“, weil Er gegenwärtig, treu und persönlich ist. Er ruft uns in eine Beziehung, die Vertrauen ermöglicht, auch wenn Wege schwierig sind. Mose hat das erlebt – und wir dürfen es heute auch erfahren.

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💭 Gedanke des Tages

„Wenn ich nicht weiß, was kommt, weiß ich doch, wer mit mir geht.“
Jahwe ist nicht der Gott der Ferne, sondern der Gott, der sagt: Ich bin bei dir.

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✍️ Illustration – „Ich bin bei dir – selbst wenn du mich nicht spürst“

📍 Kapitel 1: Der Abgrund

Lina stand am Fenster und blickte in die Nacht. Der Neonlichterglanz der Stadt spiegelte sich auf den nassen Straßen. Unten rauschte der Verkehr. Aber ihr Inneres war still. Zu still.

Seit Monaten fühlte sie sich, als würde sie neben sich leben. Ihr Alltag – Arbeit, Studium, Haushalt – war wie ein leerer Film. Vor einem Jahr war ihre Mutter an Krebs gestorben. Danach war alles anders geworden. Die Gebete blieben unbeantwortet. Die Bibelverse klangen hohl. Der Gott, der „Ich bin“ heißt, fühlte sich an wie: „Ich war – und jetzt bist du allein.“

Lina war 26, Theologiestudentin im vierten Semester. Und ja – sie wusste, was Theologie sagt: Gott ist treu, Gott ist gegenwärtig, Gott handelt. Aber was war das wert, wenn Er sich nicht zeigte?

An diesem Abend kniete sie zum ersten Mal seit Wochen nieder – nicht aus Disziplin, sondern aus Verzweiflung.

„Herr, wenn du wirklich bist, dann… dann sag mir: Wer bist du? Bist du wirklich Jahwe? Oder nur ein Konzept? Ich weiß es nicht mehr.“

Stille.


📍 Kapitel 2: Der brennende Busch der Gegenwart

Am nächsten Tag ging sie wie gewohnt in die Uni – müde, innerlich leer. Im Hebräischunterricht sprach Professor Neumann über 2. Mose 3: „‚Ehyeh asher ehyeh‘ – Ich bin, der ich bin.“

Er erklärte:

„Gott sagt hier nicht, was Er tut – sondern wer Er ist. Nicht: ‚Ich bin dein Heiler‘ oder ‚Ich bin dein Richter‘ – sondern schlicht: Ich bin da. Egal ob du glaubst oder zweifelst. Ob du ihn siehst oder nicht – Er ist.“

Diese Worte bohrten sich in Lina hinein. Es war, als ob Gott sie durch diesen trockenen Professor direkt ansprach.


📍 Kapitel 3: Der Name auf der Station

Ein paar Tage später bekam Lina eine Nachricht. Ihr Vater war in die Notaufnahme gekommen – Herzprobleme. Sie fuhr sofort ins Krankenhaus. Wieder dieses Warten. Wieder Angst.

Während sie in der Klinik saß, sah sie, wie eine ältere Frau im Flur weinte. Niemand beachtete sie. Lina fühlte sich innerlich gedrängt, zu ihr zu gehen.
„Kann ich helfen?“, fragte sie vorsichtig.

Die Frau, Maria, erzählte, dass ihr Sohn mit dem Motorrad verunglückt war – und im OP lag. Sie bat Lina, mit ihr zu beten.

„Ich bin nicht sicher, ob ich…“, begann Lina. Aber Maria nahm ihre Hand.

Lina betete. Nicht lang. Nicht eloquent. Nur ehrlich.

„Herr, du sagst, du bist. Dann sei jetzt hier. Sei für Maria. Sei für ihren Sohn. Sei auch für mich.“

Ein Moment später flüsterte Maria:

„Weißt du… ich habe heute Morgen in meiner Bibel gelesen: *‚Ich werde sein, der ich sein werde.‘ Ich wusste nicht, was das heißt – bis jetzt.“


📍 Kapitel 4: Ich bin – auch im Schmerz

Linas Vater überlebte. Die nächsten Wochen waren voller Gespräche, Pflege, Wiederaufbau. Gott veränderte die Situation nicht sofort – aber etwas hatte sich verändert. In Lina selbst. Sie begann wieder zu beten. Nicht, weil sie fühlte. Sondern weil sie wusste:
„Er ist.“

Sie begann ihre Hausarbeit über 2. Mose 3 zu schreiben – und weinte dabei. Nicht vor Traurigkeit. Sondern vor Trost.

„Ich bin, der ich bin“ – bedeutete für sie jetzt:
Ich bin bei dir, wenn du nichts mehr verstehst.
Ich bin da, wenn du nicht mehr glauben kannst.
Ich bin nah, wenn du dich selbst verloren hast.


📍 Kapitel 5: Die Entdeckung des Namens

Ein halbes Jahr später stand Lina zum ersten Mal in ihrer Gemeinde vorne. Thema: „Wer ist Gott?“
Sie las aus 2. Mose 3. Und sagte dann:

„Ich habe den Namen Jahwe lange für ein theologisches Konzept gehalten. Dann für eine fromme Lüge. Heute weiß ich: Dieser Name ist meine Rettung.
Er ist nicht der Gott, der nur in Wundern erscheint.
Er ist nicht der Gott, der immer heilt.
Aber er ist der Gott, der da ist. In Tränen. In Nächten. In Zweifeln.
Ich habe ihn nicht gesehen – aber er war da.
Ich habe ihn nicht gefühlt – aber er war treu.
Er hat nicht laut gesprochen – aber sein Name hat gehalten, was er verspricht:
Ich bin.

Die Gemeinde schwieg. Einige weinten. Und Lina wusste: Gott hatte ihren Namen auch nicht vergessen.

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🪞Anwendung der Geschichte

Diese Geschichte zeigt, was der Name „Ich bin“ im Alltag bedeutet:

  • Nicht immer spektakulär.

  • Aber immer treu.

  • Nicht immer sichtbar.

  • Aber immer da.

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