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Lektion 9: In den Psalmen, Teil 2

📘 9.4 Wein und Blut
Vom Kelch des Gerichts zum Kelch des Bundes

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🟦 Einleitung

Im 21. Jahrhundert erleben wir täglich, wie menschliche Macht missbraucht wird, moralische Maßstäbe verrutschen und selbst Grundfesten unserer Zivilisation in Frage stehen. Die Bibel aber blickt weiter: Sie verheißt, dass Gott am Ende eingreifen und das Böse auslöschen wird, um eine neue, gerechte Weltordnung zu errichten. Psalm 75, Matthäus 26,26–29 und Offenbarung 14,9–12 thematisieren Aspekte dieses göttlichen Gerichts und der finalen Erneuerung. Wie hängen Wein und Blut, Machtmissbrauch und Gerechtigkeit zusammen – und warum brauchen wir eine völlige Zerstörung dieser Welt, bevor Gottes Neuschöpfung vollendet ist?

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📖 Bibelstudium

  1. Psalm 75

    • Vers 1–3: „Gott ist Richter; er setzt recht, richtet auf Erden.“ Die Anbetung erkennt Gottes souveräne Justiz an und widersteht menschlicher Selbstherrlichkeit.

    • Vers 7–8: „Denn nicht vom Morgen noch vom Abend noch vom Schein der Sonne, … richtet Gott; er bricht und macht hoch, er hebt nieder.“ Gott allein entscheidet über Aufstieg und Fall der Mächtigen.

    • Vers 10: „Aber alles Schlechte wird vernichtet, und die Gottlosen wird er auslöschen.“ Ein fingerzeigartiges Bild auf die endgültige Vernichtung im Endgericht (Offb 20).

  2. Matthäus 26,26–29

    • Beim Abendmahl spricht Jesus von Brot und Wein als Seinem Leib und Blut, „gegossen zur Vergebung der Sünden“. Das Blut Jesu ist das Gerichtslösegeld – zugleich Hinweis auf die kommende Reinigung der Welt durch Sein Opfer.

  3. Offenbarung 14,9–12

    • Hier warnt ein dritter Engel vor dem Malzeichen des Tieres und kündigt Gottes Zorn über alle an, die es annehmen. „Wer sein Bild anbetet, wird vom Wein des Zornes Gottes trinken.“ Der biblische Wein des Gerichts steht im Gegensatz zum Abendmahl-Wein der Vergebung.

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📖 Antworten zu den Fragen

📌 1.Was offenbart Psalm 75 über Themen im Gericht?

Psalm 75 stellt Gott als den wahren Richter dar, der die Zeitpunkte von Hochmut und Fall der Menschen bestimmt. Machtmissbrauch wird nicht von ihm übersehen – die Mächtigen können nicht ungestraft „ihre Hände heben“. Stattdessen bricht Gott, was überdimensioniert und selbstherrlich geworden ist, und erhebt das, was demütig ist. Das Bild weist voraus auf die finale Gerichtsszene in Offenbarung 20: Die Weltreiche Satans zerbrechen, und Gottes Volk wird befreit.

📌 2.Wie helfen Matthäus 26,26–29 und Offenbarung 14,9–12?

Matthäus 26 erinnert uns an das sündvergebende Blut Jesu; es ist der Grundstein der künftigen Erneuerung. Wer sich von seinem Blut reinigen lässt, gehört nicht zum kommenden Gericht.
Offenbarung 14 warnt vor dem Wein des göttlichen Zornes, der über alle ausgegossen wird, die sich dem Antichrist verschreiben. Zusammen zeigen Abendmahl und Apokalypse zwei Seiten desselben Weins: Erlösungswein und Gerichtswein – bis die eine Welt verworfen und eine neue geschaffen ist.

📌 3.Warum muss diese Welt vollständig zerstört werden?

Unser Einsatz für Gerechtigkeit ehrt Gott, heilt Wunden und bringt Teilfrieden. Doch alle menschlichen Rettungsversuche bleiben unvollkommen, solange Sünde und ihr System bestehen. Eine totale Zerstörung der verdorbenen Weltordnung macht Raum für Gottes Neuschöpfung – eine Welt ohne Lügen, Unterdrückung und moralischen Relativismus. Erst dort kann wahre Gerechtigkeit und Heiligkeit sichtbar sein.

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Geistliche Prinzipien

  • Gott allein ist Richter: Er bestimmt Aufstieg und Sturz der Mächtigen (Ps 75).

  • Zwei Weine, ein Ziel: Das Abendmahl-Weinbild weist auf Erlösung, das Apokalypse-Weinbild auf Gericht hin (Mt 26; Offb 14).

  • Machtmissbrauch bleibt nicht ungestraft: Gott korrigiert menschlichen Hochmut.

  • Vorbereitung auf Neuschöpfung: Unser Gerechtigkeitseinsatz ist Vorbotendienst, nicht Endziel.

  • Glaube trotzt moralischem Zerfall: Hoffnung auf Gottes finale Intervention bewahrt vor Verzweiflung.

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🧩 Anwendung im Alltag

  1. Bete täglich das Abendmahls-Weinbild: Erinnere dich beim Brotbrechen an Jesu Blut und lass Sündenvergebung dein Handeln prägen.

  2. Wache über dein Herz: Prüfe dich auf Hochmut und Selbstherrlichkeit – Gott hebt den Demütigen (Ps 75).

  3. Leiste Versöhnungsarbeit: Suche aktiv Frieden, doch halte an Gottes Maßstäben fest, auch wenn Kultur zerfällt.

  4. Teile die Hoffnung: Sprich mit Freunden über Gericht und Neuschöpfung; ermutige zur Buße vor dem „Wein des Zornes“.

  5. Diene gerecht: Engagiere dich für Opfer von Machtmissbrauch, wissend, dass wahre Gerechtigkeit erst in Gottes Reich kommt.

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Fazit

Psalm 75, Matthäus 26 und Offenbarung 14 spannen den Bogen von menschlicher Selbstherrlichkeit über Jesu Opfer bis zum endgültigen Gericht. Sie lehren uns, dass Gnade und Gericht zwei Seiten göttlicher Heilsordnung sind. Solange wir in dieser gefallenen Welt leben, bleibt unser Einsatz notwendig, doch unsere Hoffnung richtet sich auf die Neuschöpfung, die Gottes gerechter König errichten wird.

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💭 Gedanke des Tages

„Der Wein der Gnade tröstet die Gerechten – der Wein des Zornes richtet die Gottlosen; bis der Tag der Neuschöpfung anbricht.“

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🎨 Illustration – Vom Kelch der Gnade zum Zorn des Gerichts: Hoffnung und Erneuerung im Sturm der Zukunft

Es war das Jahr 2042. In einer Metropole voller gläserner Türme und digitaler Leuchtreklamen sammelten sich Menschen um die letzte ökumenische Friedenskirche, die dem Zerfall entging. Finanziert von Konzernen, die einst Macht missbrauchten, nun aber Moralerneuerung predigten, stand sie wie eine Oase – doch der wachsende Strom der Skeptiker knirschte an ihren Toren.

Lena, eine junge Pastorin, bereitete das Abendmahl vor. In ihren Händen glänzten Brot und Wein, Erinnerungen an Jesu Opfer. Draußen tanzten auf den Bildschirmen Nachrichten über Armut und künstliche Intelligenzen, die Richter ersetzen sollten, Menschen entmündigten und Ehebegriffe neu erfanden. Das Volk klatschte Beifall, als „Neues Leben“ von der Macht eines Tech-Gottes schwadronierte.

Als Lena das Mahl teilte, sprach sie: „Dies ist mein Leib… dies ist mein Blut“. Ihre Stimme zitterte, als sie vor den versammelten Nachbarn aus den Siebenzigern las: Offenbarung 14. Die jüngeren Zuhörer hörten von einem letzten Gericht, von Engeln, die den Zornsschaum über die verursachenden Mächte schütten. Dann schritt sie hinaus in die Straße, Brotkrümel in der Hand, Wein im Kelch, und verteilte sie an alle – an Obdachlose, Manager, Kinder, die „Neues Leben“ trugen, und Senioren mit prüfendem Blick.

Ein gewaltiger Sturm zog auf, als wäre die Wirklichkeit müde geworden, zwischen Erlösung und Strafe hin- und hergerissen zu sein. Ampeln flackerten, Bildschirme blinkten Rot. Doch in jenem Moment geschah etwas Unfassbares: Ein Regenbogen spannte sich über die Wolkenkratzer, als würde Gott selbst die alte Welt abbrechen und den Himmel über der neuen Erde malen.

Im Wind flogen Schneeflocken aus Blütenblättern – Zeichen, dass auch Sturz und Zerstörung Frucht bringen können. Lena hielt Brot und Kelch hoch und rief: „Kommt, dem König, dem gerechten Richter!“ Die Menschen hielten inne, spürten die Gleichzeitigkeit von Gnade und Gericht, und manches Herz wurde weich wie der Wein im Kelch.

Am nächsten Morgen lag die Stadt in strahlendem Weiß. Wo einst Bildschirme protestierten, standen nun Taubenstatuen. Wo einst Digitalbanner trommelten, führte ein Fluss aus Blütenblättern durch die Straßen. Und die Worte aus Psalm 75 hallten in allen Ohren: „Hebt nicht eure Hände in stolzem Übermut! Gott allein richtet.“ So begann der erste Tag der Welt, die Gott neu geschaffen hatte – gereinigt durch das Blut des Lammes und das Wort des gerechten Königs.

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