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📘 Lektion 7: Grundlagen der Prophetie

7.3 Wie brennende Feuerkohlen
Feuer, Flügel und Herrlichkeit – Ein Blick auf Gottes Thron

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🟦 Einleitung: 

Cherubim – diese rätselhaften, ehrfurchtgebietenden Wesen erscheinen immer dann, wenn Gottes Thron sichtbar wird. Ob als goldene Symbole auf der Bundeslade (2. Mose 25,18), eingewebt in den Vorhang zum Allerheiligsten (2. Mose 26,1), oder als lebendige, furchteinflößende Wesen in Hesekiels Vision (Hes 1,4–14), ihre Anwesenheit spricht von Majestät, Heiligkeit und göttlicher Nähe. In Psalm 18,11 „fährt Gott auf den Cherubim und fliegt“ – ein poetisches Bild für die absolute Autorität Gottes über Zeit, Raum und Schöpfung.

Diese Wesen tauchen nicht zufällig auf – sie sind tief mit dem Thron Gottes verbunden. Und sie erinnern uns an eine Wahrheit: Wenn Menschen Gott begegnen, ist nichts mehr, wie es war. Genau das geschieht in den Thron-Visionen von Hesekiel, Jesaja und Johannes.

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📖 Bibelstudium: Drei Visionen – eine Botschaft

Hesekiel 1,4–14: Feuer, Bewegung und vier Gesichter

Hesekiel beschreibt ein aufwühlendes, fast außerweltliches Bild: aus dem Norden kommt ein Sturm, umgeben von Feuer, Lichtglanz und vier lebendige Wesen. Diese Wesen hatten vier Gesichter – eines wie ein Mensch, eines wie ein Löwe, eines wie ein Stier und eines wie ein Adler. Sie bewegten sich ohne Umkehr, getragen vom Geist. Zwischen ihnen war etwas wie glühende Feuerkohlen, und Blitze zuckten.

Die Szene ist nicht nur mystisch, sondern spiegelt Gottes Macht inmitten des Exils wider: Obwohl sein Volk in Babylon ist, ist Gott nicht abwesend. Er ist da. Und sein Thron steht über allem.

Jesaja 6,1–6: Der König auf seinem Thron

Jesaja sieht den Herrn auf hohem, erhabenem Thron sitzen. Serafim – engelhafte Wesen – umgeben ihn, rufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth“. Der Tempel bebt, Rauch erfüllt ihn. Jesaja erkennt sofort seine eigene Unreinheit: „Weh mir! Ich vergehe!“

Ein Seraf nimmt mit einer Zange eine glühende Kohle vom Altar und berührt damit Jesajas Lippen – ein Zeichen göttlicher Reinigung.

Offenbarung 4,1–11: Der Thron im Himmel

Johannes sieht den Himmel offen, und dort: ein Thron, umgeben von Regenbogen, Blitzen, Donnern und sieben Fackeln (der Geist Gottes). Um den Thron herum sind vier lebendige Wesen mit Augen überall. Eines gleicht einem Löwen, eines einem Stier, eines einem Menschen, eines einem Adler – dieselben vier wie bei Hesekiel. Auch sie rufen unaufhörlich: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige.“

Sie ehren Gott – Tag und Nacht –, während die 24 Ältesten niederfallen und ihre Kronen niederlegen.

Antworten zu den Fragen

📌 Frage 1: Ähnlichkeiten zwischen Hesekiel 1, Jesaja 6 und Offenbarung 4

  • Gottes Thron steht im Zentrum aller drei Visionen – erhöht, majestätisch, umgeben von Engeln.

  • Lebendige Wesen mit mehreren Gesichtern erscheinen in Hesekiel und Offenbarung.

  • In allen drei Szenen herrscht Anbetung und Furcht: „Heilig, heilig, heilig“ ist der zentrale Ruf.

  • Feuer (glühende Kohlen) kommt sowohl bei Hesekiel als auch bei Jesaja vor – Zeichen göttlicher Gegenwart und Reinigung.

  • In allen Visionen wird deutlich: Gott ist erhaben, unvergleichlich und voller Herrlichkeit.

📌 Frage 2: Wie stehst du im Vergleich zu Gottes Heiligkeit? Was sagt das über dein Bedürfnis nach dem Evangelium?

Wie Jesaja erkennen auch wir: Wir sind unrein. Kein Mensch kann vor dem heiligen Gott bestehen – ohne dass er gereinigt wird. Die brennende Kohle steht für das Evangelium: Die Gnade Gottes, die unsere Schuld wegnimmt. Wir brauchen das Evangelium dringend, weil wir nicht aus eigener Kraft heilig sein können. Wir brauchen Vergebung, Erlösung und Erneuerung – durch Christus allein.

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✨ Geistliche Prinzipien

  1. Gottes Heiligkeit ist absolut – sie übersteigt jede menschliche Vorstellung.

  2. Wahre Gottesbegegnung konfrontiert uns mit unserer Schuld – aber nicht, um uns zu zerstören, sondern zu reinigen.

  3. Gott regiert auch im Exil, in der Not und im Sturm – sein Thron steht fest.

  4. Anbetung ist die natürliche Antwort auf Gottes Majestät – im Himmel und auf Erden.

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🧩 Anwendung im Alltag

  • Stille Zeit vertiefen: Tritt täglich bewusst vor den Thron Gottes. Lies Hesekiel 1, Jesaja 6 oder Offenbarung 4 meditativ.

  • Anbetung leben: Lerne, Gott nicht nur um Hilfe zu bitten, sondern ihn anzubeten – für das, wer er ist, nicht nur für das, was er tut.

  • Heiligkeit suchen: Heiligkeit ist kein religiöser Perfektionismus, sondern das Streben nach Gottes Charakter – in Liebe, Wahrheit und Reinheit.

  • Das Evangelium weitergeben: Menschen brauchen die Berührung mit der „glühenden Kohle“ – die rettende Botschaft von Jesus Christus.

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✅ Fazit

Drei Visionen – ein Gott. Die Prophetie zeigt uns einen Gott, der nicht fern, sondern über allem thronend und doch nah ist. Die Cherubim erinnern uns daran, dass seine Herrlichkeit allgegenwärtig ist – ob im Tempel, im Exil oder in der Ewigkeit. Und doch ist dieser erhabene Gott bereit, uns zu reinigen, zu berühren und zu senden. Wie bei Jesaja.

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💭 Gedanke des Tages

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Allmächtige.“
Wenn die Engel nicht aufhören, dies zu rufen – warum sollten wir?

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🎨 Illustration – Wie brennende Feuerkohlen – Eine Begegnung mit der Heiligkeit Gottes

Jonas Merten war ein Mann, den man als erfolgreich bezeichnen würde. Dreißig Jahre alt, Projektleiter in einem großen Softwareunternehmen in Frankfurt, gut gekleidet, technisch versiert, stets zielorientiert. Doch Erfolg ist ein leiser Begleiter, wenn das Herz schweigt. In seinem Inneren war Jonas leer, müde, als ob sein Leben unter der Oberfläche langsam versickerte. Was ihn früher antrieb – Begeisterung, Zukunftspläne, Neugier – war heute nur noch ein gleichförmiger Takt aus To-do-Listen, Excel-Tabellen und bedeutungslosen Meetings.

Er hatte nie wirklich mit Gott gebrochen – aber der Glaube war wie ein altes Möbelstück in seinem Inneren: einst wertvoll, aber längst eingelagert. Als Kind hatte er Bibelgeschichten gehört, seine Großmutter war eine stille, betende Frau gewesen, deren Lächeln Frieden ausstrahlte. Doch das lag weit zurück – verborgen unter Schichten aus Rationalität, Leistungsdruck und modernem Zynismus.

Eines Abends, als ein Gewitter die Stadt in zuckendes Licht tauchte und der Regen gegen die Fenster seiner Wohnung trommelte, griff Jonas in einer Laune der Verzweiflung zu einem alten Buch: die Bibel seiner Großmutter. Staub bedeckte das schwarze Leder. Zwischen vergilbten Seiten lag ein Lesezeichen bei Hesekiel 1. Er schlug auf und las. Zögernd. Fast wie ein Fremder, der ein Haus betritt, das er vergessen hatte.

Was er dort fand, war keine sanfte Geschichte. Es war ein Sturm, Feuer, Räder voller Augen, lebendige Wesen mit vier Gesichtern – Mensch, Löwe, Stier, Adler. Er verstand nicht alles, aber etwas an der Wucht dieser Vision durchbrach seine innere Wand. Die Beschreibung war nicht religiös im üblichen Sinn – sie war überwältigend, gewaltig, furchteinflößend. Und doch schön. Fremd und doch vertraut, als hätte etwas in seiner Seele gewartet, genau das zu sehen.

Er konnte nicht schlafen in jener Nacht. Immer wieder ging ihm die Szene durch den Kopf. Nicht nur das Feuer, nicht nur die Flügel der Cherubim oder die rätselhaften Räder – sondern die Vorstellung, dass Gott auf einem Thron sitzt, hoch über allem, selbst über dem Exil, über dem Chaos, über der Welt, wie sie war.

Am nächsten Tag, wie ferngesteuert, recherchierte Jonas weiter. Er stieß auf Jesaja 6 – „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth.“ Er las, wie der Prophet Gott im Tempel sah, wie der Raum bebte, wie Rauch aufstieg, wie Serafim mit sechs Flügeln riefen – und wie Jesaja zusammenbrach, unfähig zu bestehen. „Weh mir, ich vergehe!“ Dieser Schrei ging Jonas durch Mark und Bein.

Und dann war da dieser Moment mit der glühenden Kohle. Wie der Engel zum Altar trat, mit einer Zange die heiße Kohle nahm, sie auf Jesajas Lippen legte – und sprach: „Deine Schuld ist von dir genommen.“ Jonas wusste nicht warum, aber in diesem Bild steckte etwas für ihn. Es brannte sich in ihn ein. Wie eine Antwort auf eine Frage, die er nie zu stellen gewagt hatte.

Am Wochenende, zum ersten Mal seit vielen Jahren, betrat er wieder eine Kirche. Nicht aus Tradition, sondern aus Sehnsucht. Die kleine Kapelle war leer, still. Kerzen flackerten. Er setzte sich in eine Bank und sagte kein Wort. Kein Gebet, keine Bitte. Nur Stille. Doch in dieser Stille begann etwas. Er fühlte sich – wie Jesaja – bloßgestellt. Nicht wegen eines bestimmten Fehlers, sondern wegen eines ganzen Lebens, das ohne Blick auf Gottes Thron gelebt worden war.

Tränen liefen ihm über die Wangen. Nicht dramatisch. Eher wie Wasser, das lange hinter einem Damm stand. Er erkannte: Gott ist heilig – und er selbst war es nicht. Keine gute Karriere, keine gute Absicht konnte das ändern. Und doch – genau wie bei Jesaja – war da diese glühende Kohle. Kein Engel, keine Zange. Aber ein Kreuz. Und ein Name: Jesus.

In dem Moment wurde ihm bewusst: Er war nicht gekommen, um Religion wiederzufinden, sondern um Gnade zu empfangen. Er war nicht der Held dieser Geschichte – Gott war es. Und dieser Gott, so heilig, so unfassbar wie die Wesen in Hesekiels Vision, war ihm in Christus ganz nahegekommen.

Sein Leben änderte sich nicht über Nacht. Er blieb Projektleiter, trug denselben Mantel, stieg in dieselbe U-Bahn. Aber tief in ihm hatte sich etwas verschoben. Er begann, die Welt anders zu sehen. Als Spiegel göttlicher Herrlichkeit. Als Bühne, auf der Gottes Thron unsichtbar doch über allem thront.

Und manchmal – in Momenten der Anbetung, im Gesang, in der Bibel, im Lichtfall eines Fensters – sah er sie wieder: die brennenden Feuerkohlen, das Licht, das nicht von dieser Welt war. Und dann wusste er: Die Engel haben nie aufgehört zu rufen – heilig, heilig, heilig – und er war eingeladen, einzustimmen.

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