
📘 Lektion 7: Grundlagen der Prophetie
7.1 Hier bin ich, sende mich!
Gereinigt, berufen, gesandt – Jesajas Antwort auf Gottes Gnade
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🟦 Einleitung:Â
Wenn Gott spricht, bleibt nichts, wie es war. Die Berufung des Propheten Jesaja beginnt nicht mit einem Befehl, sondern mit einer erschütternden Begegnung. In der Gegenwart Gottes wird jeder Mensch klein, und doch lädt Gott uns ein, zu kommen – nicht trotz unserer Unreinheit, sondern mit ihr, damit er sie verwandeln kann. Diese Lektion erinnert uns: Wer Gott wirklich begegnet, wird verändert. Und wer von Gott verändert wird, kann nicht schweigen, sondern wird – wie Jesaja – sagen: „Hier bin ich, sende mich.“
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📖 Bibelstudium
📌 Frage 1: Was war das Ergebnis der Begegnung Jesajas mit Gott?
Jesaja sah die Herrlichkeit Gottes – und im selben Moment seine eigene Sünde. Das Resultat dieser Erkenntnis war keine Verzweiflung, sondern Reinigung. Ein Seraph berührte seine Lippen mit einer glühenden Kohle, ein Symbol dafür, dass Gott ihn nicht nur vergeben, sondern auch befähigt hatte. Die Kohle kam vom Altar – vom Ort der Fürbitte, wo symbolisch das Opfer dargebracht wurde. Jesajas Schuld wurde nicht ignoriert, sondern gesühnt. Die Reinigung war nicht Selbstzweck – sie war der Anfang seiner Sendung. Diese Reihenfolge ist entscheidend: Begegnung, Reinigung, Berufung. Nur wer Gottes Gnade persönlich erfahren hat, ist fähig, glaubwürdig von ihr zu sprechen.
📌 Frage 2: Wie können wir auf Gottes Gnade so reagieren wie Jesaja?
Unsere Antwort auf Vergebung sollte niemals Passivität sein. Jesu Opfer tilgt unsere Sünde – aber es verändert auch unsere Perspektive. Wenn wir erkennen, was uns vergeben wurde, erwacht in uns das Verlangen, diese Gnade weiterzugeben. Das „Sende mich“ ist kein Heldenschrei, sondern die natürliche Antwort eines Menschen, der von Liebe berührt wurde. Wie bei Jesaja beginnt auch bei uns Berufung mit Demut, mit der Bereitschaft, nicht unsere eigene Agenda zu verfolgen, sondern Gottes Wort in diese Welt zu tragen – mutig, liebevoll, glaubwürdig.
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✨ Geistliche Prinzipien
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Heiligkeit Gottes konfrontiert, aber zerstört nicht.
Gott offenbart sich nicht, um uns zu vernichten, sondern um uns zu retten. -
Vergebung führt zu Berufung.
Unsere Sendung beginnt, wenn wir Gottes Gnade am tiefsten erleben. -
Berufung ist Antwort, nicht Verdienst.
Jesaja meldet sich, nachdem Gott ihn gereinigt hat – nicht umgekehrt.
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🧩 Anwendung im Alltag
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Wenn du dich unwürdig fühlst, erinnere dich daran, dass Gott nicht Vollkommenheit sucht, sondern Bereitschaft.
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Beginne deine Gebete nicht mit Aktivismus, sondern mit Anbetung. Die Sendung kommt nach der Begegnung.
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Sprich über deine Erfahrungen mit Gnade. Menschen brauchen keine perfekten Helden, sondern glaubwürdige Zeugen.
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✅ Fazit
Gott ruft keine perfekten Menschen – er ruft gereinigte. Die Geschichte Jesajas zeigt: In der Gegenwart Gottes zerbrechen unsere Masken, aber dort finden wir auch Heilung und Aufgabe. Die Welt braucht nicht mehr Meinungen, sondern mehr Menschen, die sagen: „Hier bin ich, sende mich.“
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💠Gedanke des Tages
„Gott ruft nicht die Fähigen, er befähigt die Berufenen.“
🎨 Illustration – Hier bin ich, sende mich – Die Geschichte von Elias
Der Regen prasselte hart gegen die Fensterscheibe, als Elias die Stirn gegen das kalte Glas lehnte. Unten in der Straße flackerten die Lichter der vorbeifahrenden Autos wie unstete Gedanken. Es war Freitagabend. Draußen tobte das Leben. Drinnen herrschte Stille – diese laute, bedrückende Stille, die sich wie Nebel über sein Herz gelegt hatte.
Elias war 29. Kommunikationsdesigner, Freelancer, ein Talent mit Vision. Auf Instagram bewundert, in Meetings gefeiert. Doch innen war da diese Leere. Seit Wochen schon schlich sie sich in seine Gedanken wie ein Schatten, der dem Licht nachstellt. Er konnte es niemandem erklären. Vielleicht war es Überarbeitung. Vielleicht war es Sinnlosigkeit. Vielleicht … war es Gott.
Es war vor drei Wochen, dass er sich – warum auch immer – in einen alten Backsteinbau verirrt hatte. Ein kleines Gebetszentrum am Stadtrand. Es hatte nicht geplant gewirkt. Ein Freund hatte ihn mitgeschleppt. „Komm einfach mit“, hatte Ben gesagt. „Nur mal zuhören.“ Elias hatte innerlich gelacht. Er war kein Kirchgänger. Er war „spirituell, aber nicht religiös“, wie es heute so schön heißt. Und doch – irgendetwas hatte ihn gepackt.
Es war nicht die Musik. Nicht mal der schlichte Lobpreis. Es war dieses Gefühl, als wäre ein Schleier zur Seite gezogen worden, für einen kurzen Moment. Als hätte jemand sein Innerstes gesehen – nicht verurteilt, nur gesehen. Und das war schlimmer. Denn es gab Dinge in Elias’ Leben, die er selbst nicht sehen wollte.
Er war erfolgreich, ja. Aber hinter dem Erfolg stand ein Mensch, der zu oft gelogen hatte. Der zu oft Dinge getan hatte, die er verdrängen musste. Eine Affäre mit der Frau seines besten Freundes. Eine Abtreibung, von der er sich nie gelöst hatte. Er hatte Menschen verletzt. Karrieren manipuliert. Und das alles mit einem charmanten Lächeln überspielt.
In jener Nacht im Gebetsraum hatte der Sprecher über Jesaja gesprochen. Über diese Szene, in der ein Mann – ein echter Mensch – vor Gottes Thron steht. Nicht als Held. Nicht als Prophet. Sondern als jemand, der sagt: „Ich bin verloren.“ Und Elias hatte gespürt: Das bin ich. Ich bin dieser Mann.
Er hatte keine Engel gesehen. Keine Stimmen gehört. Aber er hatte geweint. Zum ersten Mal seit Jahren. Tränen, die nicht erklärbar waren. Nur spürbar.
Am Abend nach dem Gebetsabend konnte er nicht schlafen. Er googelte „Jesaja 6“ und las. Immer wieder. Das Bild des Seraphim, der glühenden Kohle, der Reinigung – es brannte sich ihm ein. Was wäre, wenn Vergebung wirklich möglich wäre? Nicht symbolisch, nicht religiös – sondern echt?
Er begann zu beten. Zögerlich. Wie ein Kind, das eine neue Sprache lernt. Erst stockend, dann flüssiger. Eines Nachts – es war drei Uhr morgens – saß er auf dem Boden seines Schlafzimmers, als etwas geschah. Kein Licht. Kein Donner. Nur ein stiller, heiliger Moment. Als würde jemand in sein Herz sprechen:
„Deine Schuld ist getilgt. Deine Lippen sind gereinigt.“
Elias fiel auf die Knie. Er wusste nicht, wie lange er dort lag. Aber als er wieder aufstand, war er nicht mehr derselbe.
Drei Monate später stand Elias in einer Turnhalle im Problemviertel der Stadt. Kein Instagram. Keine Bühne. Nur ein Tisch mit belegten Brötchen, ein paar Kids mit zerschlissenen Jacken – und eine Geschichte, die er nun erzählen konnte. Nicht als Held. Sondern als einer, der Vergebung erfahren hatte.
„Ich war nicht besser als ihr“, sagte er an diesem Nachmittag zu den Jugendlichen. „Ich hatte alles – und war trotzdem leer. Bis Gott mir begegnet ist. Nicht mit Vorwürfen. Sondern mit Gnade.“
Einer der Jungs, vielleicht 16, starrte ihn an. „Und was willst du jetzt von uns?“
Elias lächelte. „Gar nichts. Ich bin nur hier, um zu sagen: Wenn Gott jemanden wie mich gebrauchen kann, dann auch dich.“
Er wusste: Das war sein „Sende mich“-Moment. Kein Ruf mit Fanfaren. Nur ein Flüstern im Herzen – und eine offene Tür.
Und als er spätabends wieder allein in seinem Zimmer war, blickte er noch einmal zum Himmel.
„Hier bin ich“, sagte er leise. „Nicht weil ich stark bin. Sondern weil du mich gereinigt hast. Sende mich.“