
🌊 DAS 2. BUCH MOSE
⛪ Lektion 5: Passa
📘 5.2 Passa
✨ Das Mahl der Erinnerung und Hoffnung
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🟦 Einleitung
Man würde meinen, Gott hätte den Israeliten vor ihrer Flucht aus Ägypten konkrete Fluchtpläne geben sollen – Marschrichtungen, Logistik, Sicherheitshinweise. Doch stattdessen gibt er etwas ganz anderes: Anbetungsvorschriften. Er richtet ihren Blick nicht zuerst auf das, was sie tun sollen, sondern wer er ist – und was er für sie tun wird.
Mit dem Passafest legt Gott eine ewige Erinnerung an seine rettende Gnade in das Herz seines Volkes. Diese Feier ist kein bloßes Ritual, sondern eine Antwort auf Gottes Treue. Bis heute fordert Gott uns auf: „Vergiss nicht, was ich für dich getan habe – denn das gibt dir Kraft für das, was noch kommt.“
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📖 Bibelstudium: – 2. Mose 12,1–20
🔹 1. Historischer Hintergrund: Befreiung beginnt mit Anbetung
In 2. Mose 12 befinden wir uns am Vorabend des größten Wunders der alttestamentlichen Geschichte: dem Auszug Israels aus Ägypten.
Die zehn Plagen stehen kurz vor ihrem Höhepunkt – und Gott kündigt das kommende Gericht an: den Tod aller Erstgeborenen in Ägypten. Doch bevor dieses Ereignis eintritt, lenkt Gott die Aufmerksamkeit Israels auf etwas sehr Unerwartetes: Ein Fest.
Die Befreiung beginnt nicht mit einer Militärkampagne, nicht mit Aufruhr oder Flucht, sondern mit einem Mahl, einem Ritual, einer Anbetung. Das zeigt uns: Erlösung beginnt mit Vertrauen – nicht mit Aktivismus. Und dieses Vertrauen wird durch konkrete, göttliche Anweisungen gestärkt.
🔹 2. Der neue Kalender: Gott gibt ein neues Zeitverständnis (Vers 1–2)
„Dieser Monat soll für euch der Anfang der Monate sein; er soll für euch der erste Monat des Jahres sein.“
Noch bevor das Volk befreit ist, gibt Gott ihnen einen neuen Kalender. Das signalisiert: „Eure Zeit gehört nicht mehr Ägypten, sie gehört mir.“ Das Volk soll nicht mehr nach der Zeitrechnung der Unterdrückung leben, sondern nach Gottes Rhythmus.
➡️ Geistliches Prinzip: Erlösung verändert unsere Perspektive auf Zeit, Sinn und Identität.
🔹 3. Die Wahl und Zubereitung des Lammes (Verse 3–10)
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Einjährig, männlich, fehlerlos – das Lamm soll vollkommen sein.
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Es soll vier Tage im Haus beobachtet werden (ab dem 10. bis zum 14. Tag).
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Es wird in der Gemeinschaft gegessen – niemand soll allein bleiben.
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Nichts soll übrig bleiben – die Erlösung ist vollständig.
Das Lamm ist mehr als ein Opfer – es ist ein Ersatz. Das Blut rettet die Erstgeborenen, das Fleisch nährt die Familie. Es steht symbolisch für den Leib und das Blut Jesu, des wahren Passalammes (vgl. 1. Kor 5,7; Joh 1,29).
➡️ Typologie:
Das Passalamm weist auf Christus hin:
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Fehlerlos → sündlos (Hebr 4,15)
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Geschlachtet für viele → Sühnetod (Jes 53,7)
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Blut rettet → Erlösung durch Christi Blut (1. Petr 1,18–19)
🔹 4. Das Blut an den Türpfosten (Vers 7, 13)
„Das Blut soll euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid… Ich werde das Blut sehen und an euch vorübergehen.“
Diese Handlung ist ein Akt des Glaubens. Das Blut an der Tür ist das sichtbare Zeichen, dass die Familie Gottes Verheißung glaubt. Es gibt keinen Schutz durch ethnische Zugehörigkeit, durch Herkunft, durch Werke – nur durch das Blut.
➡️ Das Passa ist kein Zauber. Ohne Glauben ist selbst das beste Opfer nutzlos.
🔹 5. Die Haltung beim Essen: mit Gürteln, Schuhen, Stäben (Vers 11)
„Esst es in Hast, eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen…“
Die Israeliten sollen bereit zum Aufbruch sein. Das Passa ist kein langsames Familienfest, sondern ein Zeichen der Bereitschaft. Es verbindet Vergangenheit (Sklaverei), Gegenwart (Erlösung) und Zukunft (Freiheit).
➡️ Auch Christen sind Pilger – wir essen das „Lamm Gottes“, während wir bereit sind, aufzubrechen, zu gehen, zu gehorchen.
🔹 6. Die universelle Bedrohung, die spezifische Rettung (Vers 12–13)
„Ich will in dieser Nacht durch Ägypten gehen und alle Erstgeburt töten…“
Gottes Gericht betrifft alle, es macht keinen Unterschied zwischen Ägyptern und Israeliten – außer durch das Blut. Der einzige Unterschied ist das Zeichen der Rettung. Das zeigt:
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Gott ist gerecht – Er richtet.
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Gott ist gnädig – Er verschont durch das Blut.
➡️ Der Tod wird nicht durch Abstammung vermieden, sondern durch Glauben und Gehorsam.
🔹 7. Das Fest der ungesäuerten Brote (Verse 14–20)
Die Woche nach dem Passa beginnt das Fest der ungesäuerten Brote. Hefe symbolisiert in der Bibel häufig Sünde, Hochmut, Verderbnis. Die Israeliten sollen alle Hefe entfernen – eine Reinigung, äußerlich wie innerlich.
➡️ Wer befreit ist, soll das „Alte“ hinter sich lassen – nicht nur äußerlich frei sein, sondern auch innerlich erneuert.
➡️ Paulus schreibt in 1. Kor 5,7–8: „Darum lasst uns das Fest feiern nicht mit altem Sauerteig, … sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“
🔹 8. Erinnerung als Gottes Strategie (Vers 14)
„Dieser Tag soll euch ein Gedenktag sein… ein ewiges Fest… von Generation zu Generation.“
Gott weiß, dass Menschen vergesslich sind. Darum gibt er das Passa als Erinnerung – ein jährlich wiederkehrendes Zeugnis für seine Tat.
➡️ Rituale und Feste sind Gedächtnisanker für den Glauben. Sie verankern Theologie im Alltag, in der Familie, in der Identität des Volkes.
Was wir aus 2. Mose 12,1–20 lernen
Thema | Bedeutung |
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Neuer Kalender | Gott setzt Neuanfang – unser Leben beginnt mit Erlösung |
Das Lamm | Bild für Christus – fehlerlos, geopfert, rettend |
Blut an der Tür | Zeichen des Glaubens – Rettung durch Vertrauen |
Gemeinschaftsmahl | Kein Alleingang im Glauben – wir feiern Erlösung gemeinsam |
Bittere Kräuter | Erinnerung an Leiden – Erlösung kennt Schmerz |
Ungesäuertes Brot | Reinheit – lasst das Alte zurück |
Bereitschaft | Glaube erwartet Veränderung – Schuhe an, Gürtel fest |
Wiederkehrendes Fest | Erinnerung stärkt Glauben und Identität |
🕊️ Was das für uns heute bedeutet
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Unser „Passa“ ist Jesus Christus – durch sein Blut sind wir gerettet.
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Unsere Erlösung ist nicht durch Verdienst, sondern durch Glauben und Vertrauen in das vollbrachte Opfer.
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Das Abendmahl ist unser geistliches Erinnerungsfest – nicht nur Rückblick, sondern Vergewisserung.
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Jeder von uns ist aufgerufen, bereit zum Aufbruch zu leben – nicht sesshaft im Alten, sondern wachsam für Gottes Wege.
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📖 Antworten zu den Fragen
📌 Frage 1: Lies 2. Mose 12,1–20. Welche Anweisungen gibt Gott Mose und Aaron, bevor die Israeliten Ägypten verlassen?
Die Situation ist hochdramatisch: Neun Plagen liegen hinter dem Volk, das ägyptische Reich ist erschüttert, die zehnte Plage – der Tod aller Erstgeborenen – steht unmittelbar bevor. Man könnte erwarten, dass Gott Mose und Aaron nun logistische Anweisungen gibt: Was sollen sie einpacken? Welche Route sollen sie nehmen? Wie sollen sie sich organisieren?
Doch Gott tut etwas ganz Anderes: Er spricht nicht zuerst über den Weg aus Ägypten, sondern über das „Wie“ der Anbetung.
Er richtet den Blick des Volkes weg von der Furcht – hin zu seiner rettenden Gnade.
Die zentrale Anweisung lautet: Feiert das Passa – das Fest der Befreiung. Und diese Feier ist mit zahlreichen konkreten Handlungen und tiefgründiger Symbolik verbunden:
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Ein Lamm soll geschlachtet werden – ein fehlerloses, einjähriges, männliches Tier.
Dies symbolisiert Reinheit, Unschuld und Stellvertretung. Es ist ein Hinweis auf Christus, „das Lamm Gottes“ (Joh 1,29). -
Das Lamm soll ganz gegessen werden, nichts darf übrigbleiben.
Es geht um eine vollständige Teilhabe am Opfer – eine ganzheitliche Erfahrung der Erlösung. -
Das Blut des Lammes soll an die Türpfosten gestrichen werden.
Dies ist ein Zeichen des Glaubens. Das Blut schützt nicht, weil es magisch wäre, sondern weil Gott versprochen hat, „das Blut zu sehen und vorüberzugehen“ (2. Mose 12,13). -
Das Mahl soll mit Bitterkräutern und ungesäuertem Brot eingenommen werden.
Die Bitterkeit erinnert an das Leid der Sklaverei, das ungesäuerte Brot an die Eile – aber auch an Reinheit und Absonderung vom Alten. -
Sie sollen das Passa „in Eile“ essen – Schuhe an den Füßen, Stab in der Hand, bereit zum Aufbruch.
Das ist kein Fest der Bequemlichkeit, sondern eine geistliche Bereitschaft, Gottes Ruf zu folgen. -
Das Fest soll ewig gefeiert werden, von Generation zu Generation – zur Erinnerung an Gottes rettendes Handeln.
Diese Anweisungen zeigen uns:
Gott rettet nicht einfach, sondern er lädt sein Volk ein, bewusst und gemeinsam an seiner Erlösung teilzuhaben.
Die Vorbereitung auf den Auszug war in Wirklichkeit eine Vorbereitung des Herzens – nicht des Gepäcks. Es ging darum, zu erkennen: Nicht unser Plan, sondern Gottes Zeichen ist unsere Rettung.
📌 Frage 2: Lies 2. Mose 12,13–14. Was wollte Gott bei der letzten Plage für die Israeliten tun? Was symbolisiert das?
Ausführliche Antwort:
Gott wollte die Israeliten verschonen. Er wollte sie vom Gericht befreien, das nun über Ägypten kommen würde. Doch diese Verschonung war nicht automatisch – sie war an ein Zeichen gebunden: das Blut des Lammes.
„Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen…“ (2. Mose 12,13)
Das hebräische Wort für das Fest „Passa“ (Pesach) kommt von dem Verb pasach, was „vorübergehen“ oder „verschonen“ bedeutet. Der Name selbst ist eine Botschaft: Gott ging an den Häusern mit Blut vorbei.
Es war das Blut, das schützte – nicht der Name „Israel“, nicht Herkunft, nicht Tradition. Nur Vertrauen in Gottes Wort und Gehorsam gegenüber seinem Zeichen.
Was symbolisiert das?
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Stellvertretung: Das Lamm stirbt anstelle des Erstgeborenen. Es ist ein Opfer, das Leben ermöglicht – eine klare Vorschau auf das Werk Jesu Christi am Kreuz (Jes 53,7; 1. Kor 5,7).
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Glaube: Das Streichen des Blutes war ein sichtbarer Ausdruck des Vertrauens. Die Rettung geschieht nicht durch Gefühle, sondern durch Handlungen des Glaubens.
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Unterscheidung: Gott unterscheidet nicht nach Nationalität, sondern nach Glaubensgehorsam.
In dieser Nacht war nicht Israel als Volk geschützt, sondern die, die das Blut an die Tür strichen. -
Gedächtnis: Gott gebot, dieses Ereignis jährlich zu feiern, als Zeichen für kommende Generationen.
Damit sollte Israel nie vergessen: „Ich bin der HERR, der euch herausgeführt hat.“
Das Passa ist deshalb mehr als ein Ritual. Es ist die erste große Heilsverkündigung im Alten Testament, ein „Evangelium in Bildern“. Und es zeigt:
Rettung geschieht nicht durch Vermeidung des Gerichts, sondern durch das Blut des Lammes, das das Gericht trägt.
📌 Frage 3: Warum ist es wichtig, dass du dich stets an das Gute erinnerst, das Gott in der Vergangenheit für dich getan hat, und darauf vertraust, dass er auch in Zukunft Gutes für dich tun wird?
Ausführliche Antwort:
Unser geistliches Leben ist zutiefst geprägt von Erinnerung. Die Bibel ruft uns immer wieder auf:
„Vergiss nicht, was der HERR dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2).
Warum? Weil Erinnerung stärkt den Glauben.
Wenn wir in der Gegenwart mit Herausforderungen kämpfen, Unsicherheit empfinden oder Angst vor der Zukunft haben, dann kann uns die Rückschau helfen: „Damals hat Gott geholfen – warum sollte er es heute nicht wieder tun?“
Das Passa war genau dafür gedacht: ein ewiger Gedenktag. Jede Generation sollte wissen: „Gott war nicht nur für unsere Väter treu – er ist auch unser Erlöser.“
Erinnerung ist wichtig, weil:
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Sie verbindet Vergangenheit mit Gegenwart.
Wir glauben nicht an eine Theorie, sondern an einen Gott, der geschichtlich handelt. -
Sie gibt Hoffnung für die Zukunft.
Wer erlebt hat, wie Gott Türen geöffnet, Krankheiten geheilt oder Frieden geschenkt hat, wird auch in neuen Kämpfen Mut finden. -
Sie fördert Dankbarkeit.
Und Dankbarkeit verändert unsere Perspektive: vom Mangel zum Reichtum in Christus. -
Sie schützt vor Vergessen und Stolz.
Israel hat immer dann am meisten gelitten, wenn es Gottes Handeln vergessen hatte (vgl. 5. Mose 8,11–14). -
Sie motiviert zur Weitergabe.
Wer Gottes Treue erlebt hat, wird sie weitersagen – an Kinder, Freunde, Kollegen.
Im Neuen Testament geschieht genau dasselbe im Abendmahl:
„Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ (Lukas 22,19)
Gott weiß: Wir Menschen vergessen schnell, aber Gedächtnis bewahrt Glauben.
Darum: Führe ein „geistliches Tagebuch“. Sprich in deinen Gebeten über das, was Gott schon getan hat. Und vertraue: Der, der gestern treu war, wird es auch morgen sein.
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✨ Geistliche Prinzipien
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Gott rettet durch Gnade – aber Gehorsam ist der Weg zum Segen.
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Rituale haben geistliche Kraft, wenn sie mit Glauben gelebt werden.
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Erinnerung an Gottes Taten stärkt den Glauben für die Zukunft.
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Erlösung geschieht durch Stellvertretung – damals durch ein Lamm, heute durch Christus.
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Gott beginnt mit Anbetung, nicht mit Angst.
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🧩 Anwendung im Alltag
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Feiere bewusst deine „Passa-Momente“: Zeiten, wo Gott dich verschont, bewahrt oder herausgeführt hat.
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Erzähle deinen Kindern, Partnern, Freunden von Gottes Treue – Erinnerung ist Weitergabe.
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Trage „Glaubenszeichen“ sichtbar: ein Vers, ein Gebetsritual, ein Lied, das dich erinnert.
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Vertraue nicht auf Pläne – vertraue auf das Blut des Lammes.
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Nutze das Abendmahl nicht als Routine, sondern als persönliche Begegnung mit dem Retter.
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✅ Fazit
Gott beginnt den Auszug mit einem Fest – das ist mehr als nur Gedenken. Es ist eine göttliche Strategie: Wer feiert, erinnert sich. Wer sich erinnert, glaubt. Und wer glaubt, wird gerettet.
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💭 Gedanke des Tages
„Erinnerung ist die Brücke, auf der Hoffnung in die Zukunft geht.“
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✍️ Illustration -„Das rote Band“
Eine moderne Passa-Geschichte über Glaube, Erinnerung und Rettung
Kapitel 1 – Der Klang des Krieges
Mariella stand am Fenster ihrer Wohnung im achten Stock. Die Sonne war untergegangen, aber die Stadt blieb hell – nicht durch Lichter, sondern durch Flammen. Es war der fünfte Tag der Kämpfe in ihrer Stadt.
Sie lebte in Novo Zara, einer Großstadt in Osteuropa, die bis vor Kurzem noch ein aufstrebender Wirtschaftsknotenpunkt war. Nun wurde sie zur Frontlinie. Die Brücken waren gesprengt, Lebensmittel rationiert, Sirenen gellten jede Nacht.
Mariella war 34 Jahre alt, Grundschullehrerin, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern – Daniel (10) und Sofia (6). Seit der Evakuierung der Schulen war sie mit ihren Kindern in ihrer Wohnung eingeschlossen. Ohne Strom. Ohne Internet. Nur das Radio funktionierte noch.
„Heute Nacht soll es einen weiteren Luftschlag geben“, sagte der Sprecher. „Bleiben Sie ruhig. Meiden Sie Fenster. Beten Sie, wenn Sie können.“
Sie tat es. Jeden Abend.
Kapitel 2 – Der Mann mit dem Band
Eines Tages klopfte es an der Tür. Vorsichtig öffnete Mariella einen Spalt – es war Herr Sava, der alte Mann aus dem Erdgeschoss. Früher hatte er die Hausmeisterarbeiten gemacht, aber seit Jahren war er in Rente. Die meisten hielten ihn für verschroben – aber Mariella mochte ihn. Er trug immer einen alten Mantel, redete von der Bibel, und nannte sich selbst „Wächter“.
„Mariella“, sagte er, „du musst heute Nacht ein rotes Band an deine Tür binden.“
Sie runzelte die Stirn. „Ein Band? Warum?“
„Es ist wie damals in Ägypten“, sagte er mit ernster Stimme. „Der Tod geht durch die Stadt. Aber der HERR sieht das Zeichen – und wird vorbeigehen.“
Sie sah ihn verwundert an. „Was meinst du?“
Er zog ein altes Neues Testament aus der Manteltasche. Es war aufgeschlagen bei 2. Mose 12. „Ich weiß, dass du nicht alles verstehst, Kind. Aber ich spüre, dass es heute Nacht besonders schlimm wird. Mach es einfach.“
Er reichte ihr ein Stück rotes Stoffband. Es war grob, wie ein alter Vorhangstreifen.
Mariella nahm es, ohne zu widersprechen. In dieser Stadt schien alles möglich. Und alles unmöglich.
Kapitel 3 – Die rote Tür
Später am Abend sprach sie mit Daniel.
„Mama, ist das wie ein Zauber?“
„Nein“, sagte sie leise. „Es ist ein Zeichen. Für den Glauben.“
Sie band das Band an den Türgriff. Doppelt. Dann kniete sie sich mit ihren Kindern hin.
„Gott, wenn du heute Nacht durch die Stadt gehst – bitte geh an uns vorüber.“
Sofia schlief mit der Bibel unter dem Kissen ein. Daniel hielt ihre Hand, bis er selbst einschlief.
Draußen war es still. Dann laut. Dann wieder still.
Und irgendwann… kam die Nacht.
Kapitel 4 – Der Ruf am Morgen
Am nächsten Morgen weckte sie ein lauter Klopfer. Zwei Soldaten standen an der Tür. Einer zeigte auf das Band.
„Warum haben Sie das gemacht?“
Mariella wurde blass. „Es war nur… nur ein Zeichen. Für Gott.“
Der andere Soldat, jünger, sah sie lange an. Dann sagte er: „Das ist das einzige Haus in diesem Block, das nicht getroffen wurde.“
Mariella schluckte. Ihr Herz pochte.
„Wie viele…?“
„Alle anderen Wohnungen im oberen Stockwerk wurden beschädigt. Ihre – nicht einmal ein Sprung in der Scheibe.“
Sie dankte – nicht ihnen, sondern Gott.
Als sie später auf den Flur trat, sah sie: Auch bei Herrn Sava hing ein rotes Band. Und bei drei weiteren Türen.
Kapitel 5 – Die Geschichte lebt
Wochen später wurde die Stadt befreit. Die Waffen schwiegen. Mariella schrieb Tagebuch. Sie erinnerte sich an jede Einzelheit. Am Passaabend – so nannte sie ihn später – war nicht nur das Blut des Lammes über ihr gewesen, sondern Gottes Hand.
Sie begann, ihren Kindern von Mose zu erzählen. Von Ägypten. Vom Lamm. Und von Jesus.
„Aber warum ist Jesus unser Lamm?“, fragte Sofia.
Mariella antwortete: „Weil sein Blut für uns vergossen wurde – damit der Tod uns nicht für immer trifft.“
An jedem 14. des Monats banden sie ein rotes Band an ihre Tür – nicht aus Aberglauben, sondern als Erinnerung:
Gott sieht das Zeichen. Gott geht vorüber. Gott rettet.
🎯 Kernaussage der Geschichte:
Wie beim ersten Passa in Ägypten, geht es auch heute um Glauben in der Dunkelheit. Das rote Band war kein magisches Mittel – sondern ein Ausdruck von Vertrauen, wie das Blut an den Türpfosten.
In einer Welt voller Angst, Unsicherheit und Krieg, bleibt Gottes Zusage bestehen:
„Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen.“ (2. Mose 12,13)
Und manchmal genügt ein Stück Stoff, ein Gebet, eine Haltung des Herzens – damit Leben bleibt, wo der Tod tobt.
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Dialogus Dei | Höre zu. Stelle Fragen. Wachse mit Gott.