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13.April 2024
TÄGLICHES BIBELLESEN – Hesekiel Kap.19
Klagelied über das Geschick des Königshauses
1Du aber mache eine Wehklage über die Fürsten Israels 2und sprich: Warum liegt deine Mutter, die Löwin, unter den Löwen und erzieht ihre Jungen unter den jungen Löwen? 3Deren eines zog sie auf, und ward ein junger Löwe daraus; der gewöhnte sich, die Leute zu zerreißen und zu fressen. 4Da das die Heiden von ihm hörten, fingen sie ihn in ihren Gruben und führten ihn an Ketten nach Ägyptenland. 
5Da nun die Mutter sah, daß ihre Hoffnung verloren war, da sie lange gehofft hatte, nahm sie ein anderes aus ihren Jungen und machte einen jungen Löwen daraus. 6Da der unter den Löwen wandelte, ward er ein junger Löwe; der gewöhnte sich auch, die Leute zu zerreißen und zu fressen. 7Er verderbte ihre Paläste und verwüstete ihre Städte, daß das Land und was darin ist, vor der Stimme seines Brüllens sich entsetzte. 8Da legten sich die Heiden aus allen Ländern ringsumher und warfen ein Netz über ihn und fingen ihn in ihren Gruben 9und stießen ihn gebunden in einen Käfig und führten ihn zum König zu Babel; und man ließ ihn verwahren, daß seine Stimme nicht mehr gehört würde auf den Bergen Israels.
10Deine Mutter war wie ein Weinstock, gleich wie du am Wasser gepflanzt; und seine Frucht und Reben wuchsen von dem großen Wasser, 11daß seine Reben so stark wurden, daß sie zu Herrenzeptern gut waren, und er ward hoch unter den Reben. Und da man sah, daß er so hoch war und viel Reben hatte, 12ward er im Grimm ausgerissen und zu Boden geworfen; der Ostwind verdorrte seine Frucht, und seine starken Reben wurden zerbrochen, daß sie verdorrten und verbrannt wurden. 13Nun aber ist er gepflanzt in der Wüste, in einem dürren, durstigen Lande, 14und ist ein Feuer ausgegangen von seinen starken Reben, das verzehrte seine Frucht, daß in ihm keine starke Rebe mehr ist zu einem Herrenzepter. Das ist ein kläglich und jämmerlich Ding.
Luther 1912Public Domain

 

Kommentar
Einleitung
Hesekiel 19 ist ein poetisch-dramatisches Klagelied über das tragische Schicksal des Königshauses Juda. In Form von zwei kraftvollen Bildern – einer Löwin mit ihren Jungen und einem Weinstock, der verdorrt – erzählt der Prophet das politische und geistliche Scheitern der davidischen Könige. Diese “Fürsten Israels” hatten das Potenzial zur Herrschaft, doch durch Gewalt, Hochmut und Gottvergessenheit verstrickten sie sich in Feindschaft mit den Nationen – und wurden letztlich verschleppt und vernichtet. Das Lied endet nicht mit Hoffnung, sondern mit einem düsteren Seufzer: „Das ist ein kläglich und jämmerlich Ding.“
Kommentar
Dieses Kapitel ist voller Bildsprache, Symbolik und Schmerz. Die „Mutter“ steht für das Volk Juda oder das davidische Königtum. Ihre „Jungen“ sind vermutlich die letzten Könige Judas: Joahas, der nach Ägypten verschleppt wurde, und Jojachin, der nach Babylon geführt wurde (vgl. 2. Könige 23–24).
Die beiden jungen Löwen symbolisieren Herrschaftskraft, Wildheit und Gewalt – aber auch Verantwortung. Beide „zerreißen und fressen“ – sie herrschen nicht im Geist Gottes, sondern wie Raubtiere. Das Ergebnis ist politisches Chaos und Zerstörung – auch das eigene Volk leidet unter dieser Art von Herrschaft.
Das zweite Bild, der Weinstock, erinnert an andere prophetische Texte (z. B. Jesaja 5 oder Hesekiel 15 und 17). Es zeigt einen herrlichen Anfang – gepflanzt am Wasser, fruchtbar und stark –, doch Stolz und Sünde führen zum Sturz. Am Ende steht keine fruchttragende Rebe mehr – kein Zepter, keine Hoffnung, kein König. Der Weinstock steht jetzt einsam in der Wüste, verdorrt und verbrannt.
Zusammenfassung
Hesekiel 19 ist ein düsteres Klagelied über das Schicksal des Königshauses Juda. In zwei starken Bildern – einer Löwin mit ihren Jungen und einem verdorrten Weinstock – beschreibt der Prophet das Aufsteigen und Fallen der letzten Könige. Beide Herrscher waren stark, aber auch brutal und gottlos. Sie wurden von fremden Mächten verschleppt, das Volk blieb führungslos zurück. Der einst starke und fruchtbare Weinstock ist nun ausgebrannt. Das Lied endet ohne Trost – es ist Ausdruck von Verlust, Trauer und göttlichem Gericht über ein gescheitertes Königtum.

 

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White
Das Leben Jesu 22: Gefangenschaft und Tod des Johannes
Auf der Grundlage von Matthäus 11,1-11; Matthäus 4,1-11; Markus 6,17-28; Lukas 7,19-28.
Hier online lesen.

 

Kommentar 
Einleitung
Die Geschichte von Johannes dem Täufer ist eine der bewegendsten im Neuen Testament. Er war der Wegbereiter des Messias, ein unerschütterlicher Prophet, der mutig gegen Ungerechtigkeit auftrat – sogar gegenüber König Herodes. Doch seine Treue zu Gott führte ihn nicht zum irdischen Ruhm, sondern in das Verlies einer Festung und schließlich zum gewaltsamen Tod. Dieses Kapitel zeigt uns das tiefe Ringen eines gläubigen Menschen mit Zweifel, Ungeduld und Enttäuschung – und gleichzeitig seine Standhaftigkeit, seine Treue und die stille Größe seines Leidens. Der Tod Johannes des Täufers ist kein Zeichen von Niederlage, sondern ein Zeugnis wahrer Größe im Reich Gottes.
Kommentar
Johannes’ Leben ist geprägt von Selbstverleugnung, Mut und der kompromisslosen Wahrheit. Doch gerade dieser Mut führt ihn ins Gefängnis – nicht weil er Böses tat, sondern weil er für das Gute einstand. Herodes, innerlich hin- und hergerissen, lässt ihn festnehmen, getrieben von Herodias’ Rachsucht. Während Johannes leidet und zweifelt, bleibt sein Glaube letztlich ungebrochen. Die stärkste Botschaft dieser Erzählung ist: Auch der größte Prophet kann kämpfen mit Dunkelheit – doch der Glaube siegt.
Jesus ehrt Johannes nach seinem Tod als den Größten unter den vom Weibe Geborenen (Mt 11,11). Gleichzeitig macht er deutlich, dass das Reich Gottes nicht durch Macht, Gewalt oder Glanz kommt, sondern durch Liebe, Demut und Hingabe. Johannes hatte eine andere Erwartung vom Messias, und doch beugt er sich am Ende unter Gottes Plan – im Vertrauen und in Hoffnung. So wird Johannes zum Vorbild aller, die auch heute für Wahrheit und Gerechtigkeit leiden.
Zusammenfassung
Johannes der Täufer, der unerschrockene Prophet und Wegbereiter Jesu, wird von König Herodes auf Betreiben Herodias’ gefangengesetzt. Im dunklen Verlies kommen ihm Zweifel: Ist Jesus wirklich der Messias? Doch durch Jesu Antwort – nicht durch ein Wunder, sondern durch stille Heilung und Verkündigung – wird Johannes im Glauben gestärkt. Schließlich stirbt er durch das grausame Urteil Herodes, das auf einem törichten Schwur beruht. Dennoch bleibt sein Leben ein leuchtendes Zeugnis für Treue, Demut und Größe im Leiden. Johannes erfüllt seine Aufgabe vollkommen und wird von Jesus selbst als der größte unter den Propheten bezeichnet – nicht wegen seiner Wundertaten, sondern wegen seiner selbstlosen Hingabe.

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White
Das Leben Jesu 23: “Das Reich Gottes ist herbeigekommen”  
Hier online lesen.

 

Kommentar 
Einleitung
Als Jesus nach der Gefangennahme des Johannes mit seiner Predigt beginnt, steht die Welt am Wendepunkt. Die Worte „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen“ (Markus 1,15) sind nicht nur eine Einladung zur Umkehr, sondern der Beginn der messianischen Erfüllung. Der Himmel rührt die Erde – und wer Ohren hat zu hören, der erkennt: Gott handelt nach Plan, und sein Reich beginnt dort, wo Herzen sich beugen.

Kommentar

Jesu erste öffentliche Botschaft in Galiläa war kraftvoll, klar und von tiefster prophetischer Bedeutung: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ Diese Worte waren nicht nur eine Einladung zur Umkehr, sondern das Signal für die Erfüllung einer lange erwarteten Verheißung. In ihnen bündelte sich die gesamte Hoffnung Israels – und doch erkannten viele den Ernst der Stunde nicht.
Jesus sprach nicht im luftleeren Raum. Seine Aussage gründete sich auf die Weissagung des Propheten Daniel über die siebzig Wochen, einen Zeitrahmen, der punktgenau auf das Jahr 27 n. Chr. zeigte – das Jahr, in dem Jesus nach seiner Taufe vom Heiligen Geist gesalbt wurde. Es war die Stunde der göttlichen Heimsuchung, der Beginn des Reiches der Gnade. Doch statt freudiger Aufnahme begegnete ihm Misstrauen, Neid und Ablehnung – besonders vonseiten der geistlichen Elite in Judäa. Daher wandte er sich den Menschen in Galiläa zu, die offen, ehrlich und empfänglich waren. Ausgerechnet das „verachtete“ Galiläa wurde zum Zentrum seiner Wirksamkeit.
Die Botschaft Jesu war einfach, aber tiefgreifend: Umkehr und Glaube. Diese beiden Begriffe bildeten das Tor zum Reich Gottes, das nicht sichtbar mit Pracht oder Macht kam, sondern im Herzen des Einzelnen begann. Es war ein geistliches Reich – gegründet auf Wahrheit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Der Aufruf zur Buße war nicht moralischer Druck, sondern ein liebevolles Werben um ein erneuertes Leben. Der Glaube an das Evangelium bedeutete nicht nur Zustimmung, sondern Vertrauen in die befreiende Kraft Gottes.
Was damals geschah, ist auch heute hochaktuell. Viele religiöse Systeme lehnen das Licht ab, weil es unbequem ist. Doch Gottes Wahrheit bleibt nicht stehen – sie wandert weiter, dorthin, wo sie angenommen wird. Wer heute die Zeichen der Zeit erkennt, wird denselben Ruf hören: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ Das Reich Gottes ist nahe – und es beginnt in dir.
Zusammenfassung
Jesus beginnt seinen öffentlichen Dienst mit dem Aufruf: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist herbeigekommen.“ Die Prophezeiungen aus Daniel werden erfüllt, doch viele erkennen es nicht. Während die religiösen Führer Jesu ablehnen, öffnet sich das einfache Volk in Galiläa seiner Botschaft. Christus bringt ein Reich, das nicht mit Macht, sondern mit Gnade, nicht mit Gewalt, sondern mit Wahrheit beginnt. Die Menschen werden eingeladen zur Umkehr und zum Glauben – heute wie damals.

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