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1.Lest 1. Korinther 13,4–8. Inwiefern zeigt 1. Korinther 13, welche Art von Menschen wir sein sollten?
1.Korinther 13,4–8 ist eine der bekanntesten Bibelstellen über die Liebe – und gleichzeitig ein kraftvoller Spiegel, der uns zeigt, welche Art von Menschen wir sein sollten.
🔍 Was steht dort?
„Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie eifert nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie benimmt sich nicht unanständig, sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht zu. Sie freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ (nach Luther 2017)
💡 Was sagt uns das über unser Menschsein?
Dieser Abschnitt ist nicht nur eine poetische Beschreibung, sondern ein ganz konkreter Maßstab für unser tägliches Verhalten. Er zeigt:
  1. Wer wir sein sollen – im Charakter:
  • Geduldig statt ungeduldig
  • Freundlich statt hart oder abweisend
  • Bescheiden statt stolz oder egoistisch
  • Vergebungsbereit statt nachtragend
  • Wahrheitsliebend statt scheinheilig
  1. Wie wir mit anderen umgehen sollen:
  • In Beziehungen, Familie, Gemeinde, Arbeit – Liebe bedeutet Verständnis, Vertrauen, Hoffnung und Ausdauer.
  • Nicht jeder Konflikt muss “gewonnen”, sondern in Liebe getragen werden.
  1. Was Gott von uns erwartet:
  • Nicht Perfektion, sondern ein Herz, das in der Liebe wächst.
  • Diese Liebe ist keine menschliche Leistung, sondern Frucht des Geistes (vgl. Gal 5,22).
Fazit:
  1. Korinther 13 zeigt uns den Weg zu einem Leben, das aus Gottes Liebe heraus gestaltet ist.
    Es fordert uns heraus, aber nicht durch Druck – sondern durch die Einladung, unser Herz von Gott formen zu lassen, damit wir so lieben können, wie Christus uns liebt.
So sollen wir sein: Menschen, bei denen Liebe nicht nur ein Wort, sondern gelebte Wirklichkeit ist.
2.Was unterscheidet die Schafe von den Böcken in Matthäus 25,31–46? Wie können wir das, was Jesus hier sagt, so verstehen, dass nicht Erlösung durch Werke dabei herauskommt?
In Matthäus 25,31–46 beschreibt Jesus das Endgericht mit einem starken Bild: der Menschensohn trennt die Menschen wie ein Hirte die Schafe von den Böcken.
🐑 Was unterscheidet die Schafe von den Böcken?
Die Schafe:
  • haben den Hungrigen zu essen gegeben,
  • den Durstigen zu trinken gegeben,
  • den Fremden aufgenommen,
  • den Nackten bekleidet,
  • die Kranken besucht,
  • die Gefangenen nicht vergessen.
Die Böcke dagegen haben all das nicht getan.
Der entscheidende Unterschied liegt also nicht in religiösen Bekenntnissen oder äußeren Formen, sondern im konkreten Handeln der Liebe gegenüber den „geringsten Brüdern“.
Wie können wir das verstehen, ohne dass es wie „Erlösung durch Werke“ klingt?
Jesus spricht hier nicht davon, dass wir durch gute Taten gerettet werden – sondern dass gute Taten ein Beweis echter Beziehung zu ihm sind.
🧡 Die Werke sind nicht das Fundament der Rettung, sondern die Frucht davon.
Die Bibel macht klar:
  • Erlösung geschieht allein durch Gnade, durch den Glauben an Jesus Christus (vgl. Epheser 2,8–9).
  • Die Werke folgen als natürliche Auswirkung eines erneuerten Herzens – sie sind Ausdruck echter Nachfolge.
„Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)
Das zeigt: Wahre Liebe zu Jesus zeigt sich in der Liebe zu anderen Menschen.
Fazit:
Die Schafe handeln aus Liebe, weil ihr Herz verändert wurde.
Die Böcke hingegen zeigen, dass sie diese Liebe nie empfangen oder verstanden haben.
👉 Nicht Werke retten uns – aber wer gerettet ist, bleibt nicht ohne Werke.
Sie sind das sichtbare Zeichen eines unsichtbaren Glaubens.
3.Was bedeutet für euch die Aussage: „Wenn dieses Gebot von uns erfüllt wird, wenn wir die Welt so lieben, wie er sie geliebt hat, dann ist sein Auftrag an uns erfüllt. Wir sind bereit für den Himmel, denn wir tragen ihn in unserem Herzen“ (siehe Donnerstagsabschnitt)? Was sagt dies sowohl über das Wesen Gottes als auch über das Wesen des Himmels aus? Wie können wir in dieser Hinsicht mehr wie Bürger des Himmels leben, die Gottes Liebe auf eine Weise verbreiten, die den Unterdrückten Licht und Gerechtigkeit bringt?
Diese Aussage – „Wenn dieses Gebot von uns erfüllt wird, wenn wir die Welt so lieben, wie er sie geliebt hat, dann ist sein Auftrag an uns erfüllt. Wir sind bereit für den Himmel, denn wir tragen ihn in unserem Herzen“ – ist tief und bewegt Herz und Verstand zugleich. Sie fasst das Wesen des christlichen Glaubens und der Nachfolge auf den Punkt.
🌟 Was bedeutet das für uns ganz persönlich?
Es bedeutet: Der Himmel beginnt nicht erst nach dem Tod – sondern in einem Herzen, das in der Liebe Christi lebt.
Wenn wir wirklich so lieben, wie Jesus geliebt hat – aufopfernd, barmherzig, ohne Ansehen der Person –, dann zeigt sich daran, dass wir Teil seines Reiches sind. Dann sind wir nicht nur „bereit“ für den Himmel, sondern tragen ihn schon jetzt in uns.
Was sagt das über das Wesen Gottes aus?
  • Gott ist Liebe (1. Joh 4,8). Diese Liebe ist nicht abstrakt, sondern handelt konkret: Sie wendet sich den Schwachen zu, vergibt Schuld, heilt Verwundungen.
  • Gott misst unser Leben nicht an religiösen Leistungen, sondern daran, wie sehr wir diese Liebe empfangen und weitergeben.
  • Gottes Auftrag ist nicht kompliziert: Liebt! So wie ich euch geliebt habe. (Joh 13,34)
🕊 Was sagt das über das Wesen des Himmels aus?
  • Der Himmel ist nicht nur ein Ort, sondern ein Zustand des Herzens – ein Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit.
  • Wer den Himmel sucht, muss lernen zu lieben – nicht nur in Worten, sondern in Taten.
  • Der Himmel ist dort, wo Menschen einander dienen, einander aufrichten, einander sehen – wie Jesus es tat.
🌍 Wie können wir wie Bürger des Himmels leben und Licht bringen?
  1. Indem wir mit offenen Augen durchs Leben gehen:
    Wo sind Menschen übersehen, verletzt, ausgeschlossen? Wie kann ich heute konkret helfen?
  2. Indem wir für Gerechtigkeit einstehen:
    Gottes Liebe ist nicht passiv – sie konfrontiert auch Unrecht, bringt Heilung und Hoffnung, gerade für die Unterdrückten.
  3. Indem wir vergeben lernen:
    Liebe, die nicht vergeben kann, bleibt an der Vergangenheit kleben. Der Himmel beginnt dort, wo wir loslassen und neu anfangen – so wie Gott es mit uns tut.
  4. Indem wir das Evangelium leben – nicht nur predigen:
    Manchmal ist eine helfende Hand oder ein offenes Ohr mehr Evangelium als tausend Worte.
Fazit:
Diese Aussage erinnert uns daran:
Himmel ist dort, wo Liebe regiert – und wo Liebe regiert, da wird Gott sichtbar.
Wenn wir lernen, die Welt mit den Augen Jesu zu sehen, sie mit seinem Herzen zu lieben und seinen Auftrag in unserem Alltag zu leben, dann sind wir wirklich auf dem Weg nach Hause – und nehmen auf diesem Weg andere mit.
4.Welche praktischen Schritte sollten in eurer Ortsgemeinde unternommen werden, um Gottes Anliegen der Liebe und Gerechtigkeit in eurer Kommune widerzuspiegeln? Was macht ihr in eurem Umfeld gut? Was müsst ihr verbessern und stärker in den Mittelpunkt rücken? Welche konkreten Schritte könnt ihr persönlich und gemeinsam unternehmen, um das, was wir über Gottes Liebe und Gerechtigkeit gelernt haben, in die Tat umzusetzen?
Diese Fragen gehen tief – sie fordern uns heraus, nicht nur zu hören und zu glauben, sondern zu handeln. Sie laden uns ein, als Gemeinde ganz konkret zu leben, was wir über Gottes Liebe und Gerechtigkeit gelernt haben.
Was machen wir (vielleicht) schon gut?
Viele Gemeinden engagieren sich bereits in wichtigen Bereichen:
  • 🤝 Essensausgaben, Kleiderkammern oder Tafelunterstützung für Bedürftige
  • 🧓 Besuche bei alten, einsamen oder kranken Menschen
  • 🧒 Kinder- und Jugendarbeit, die Liebe, Struktur und Halt gibt
  • 🌍 Missionsprojekte oder Spendenaktionen für Menschen in Not weltweit
  • 🕊️ Gebetskreise, seelsorgerliche Begleitung – geistliche Stärkung für andere
All das sind wichtige Ausdrucksformen der Liebe Gottes im Alltag!
⚠️ Was könnten wir verbessern oder stärker betonen?
  • 🔍 Bewusstes Wahrnehmen der stillen Not vor Ort:
    Oft sehen wir die Not in fernen Ländern, aber übersehen die Einsamen, Flüchtlinge, Alleinerziehenden, Wohnungslose direkt in unserer Stadt.
  • 🗣️ Mehr zuhören, weniger urteilen:
    Manchmal brauchen Menschen nicht zuerst eine Predigt, sondern ein Herz, das zuhört.
  • 🧑‍🤝‍🧑 Inklusion statt Exklusivität:
    Sind in unseren Gemeinden wirklich alle willkommen – auch die „Anderen“? (soziale Randgruppen, Andersdenkende, Menschen mit Brüchen in ihrer Biografie?)
  • 🛠️ Nachhaltige Hilfsangebote statt Einmalaktionen:
    Statt nur punktuell zu helfen, könnten strukturelle Patenschaften entstehen – z. B. regelmäßige Nachhilfe, Mentoring, Haushaltshilfe, Behördengänge begleiten.
🏡 Welche konkreten Schritte können wir persönlich und gemeinsam unternehmen?
🔹 Persönlich:
  • Täglich fragen: „Herr, wem darf ich heute Deine Liebe zeigen?“
  • Einen Menschen gezielt begleiten – z. B. ein Kind mit schwieriger Herkunft, ein Flüchtling, ein einsamer Nachbar
  • Aktive Teilnahme an diakonischen Projekten oder sogar eigene Ideen einbringen
  • Sich für Gerechtigkeit einsetzen – z. B. mit einem Brief an die Politik, Engagement in lokalen Initiativen
🔹 Als Gemeinde:
  • Eine „Liebes-Challenge“ starten: Jede Woche als Gemeinde gezielt Gutes tun
  • Sozialberatungstage anbieten mit Juristen, Seelsorgern, Sozialarbeitern
  • Kooperation mit anderen Kirchen, NGOs und Initiativen in der Stadt
  • Offene Räume schaffen: nicht nur für den Gottesdienst, sondern für Begegnung, Zuhören, Hilfe
Fazit:
Gottes Liebe ist nicht nur eine Idee – sie ist ein Auftrag.
Eine Gemeinde, die liebt, verändert ihre Umgebung.
Sie bringt Hoffnung, wo Resignation ist.
Sie bringt Licht, wo Dunkel herrscht.
Und sie zeigt: Der Himmel beginnt genau hier – durch Menschen, die handeln.
“Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.” (1. Johannes 3,18)Formularende

Wahre Liebe zeigt sich nicht in großen Worten, sondern in kleinen Taten des Herzens.

 

 

Illustration:
Der Regen trommelte leise gegen die Fensterscheibe, als Miriam das Café betrat. Es war einer dieser grauen Dienstage, an denen selbst der Kaffee stärker sein musste als sonst. In der linken Hand trug sie ihre Bibel, eingerahmt von zerknitterten Zetteln und neonfarbenen Notizen. Auf der rechten Seite des Raumes saß Jakob, wie jeden Dienstag, mit einer dampfenden Tasse Tee und einem Blick, der mehr sah als andere.
„1. Korinther 13“, sagte Miriam, ohne sich zu setzen. Jakob lächelte, als hätte er geahnt, dass sie heute damit kommen würde.
„Liebe, die alles erträgt“, murmelte er. „Und niemals aufhört.“
Sie setzte sich. „Ich frage mich oft, ob das heute noch geht. Im echten Leben. Zwischen Busfahrplänen, E-Mails und Menschen, die sich mehr anschreien als zuhören.“
Jakob nickte. „Vielleicht gerade heute.“
Drei Straßen weiter, in einer kleinen Wohnung im dritten Stock, saß Elena. Alleinerziehende Mutter, Überlebenskünstlerin. Heute hatte sie das letzte Glas Ravioli aufgemacht. Die Kita hatte angerufen – ihr Sohn hatte Bauchweh. Sie wusste nicht, ob das Geld noch für Medikamente reichte.
Ihr Nachbar, Herr Winter, ein pensionierter Lehrer mit zitternden Händen, klopfte wie jeden Mittwoch an ihre Tür. In der Hand: eine Tüte mit frischem Brot und einer Thermoskanne Tee.
„Ich hab zu viel eingekauft“, log er mit einem Lächeln, das wärmer war als jede Heizung.
Elena schluckte. „Danke. Sie sind wie ein… Engel, Herr Winter.“
„Nennen Sie es Liebe“, sagte er, während er ging. „Altmodisch. Aber notwendig.“
Im Gemeindehaus saßen sieben Leute um einen großen Tisch. Der Pastor – jung, mit Sneakers – hielt ein Blatt hoch.
„Lasst uns nicht nur über Liebe predigen“, sagte er. „Lasst uns sie tun. Wie wäre es mit einer ‘Liebes-Challenge’? Jede Woche ein Mensch, dem wir konkret helfen. Zuhören. Da sein. Essen teilen. Hoffnung bringen.“
„Und was, wenn wir ausgelacht werden?“, fragte eine ältere Dame.
„Dann lachen sie“, sagte der Pastor ruhig. „Aber vielleicht lachen sie irgendwann mit uns – aus Freude.“
Zurück im Café. Miriam tippte eine Nachricht in ihr Handy:
Herr, wem darf ich heute Deine Liebe zeigen?
Sie dachte an Elena. An Herrn Winter. An all die „Geringsten“, wie Jesus sie nannte. Und daran, dass wahre Liebe kein Projekt war, sondern ein Lebensstil. Nicht perfekt, aber echt. Geduldig. Freundlich. Stark.
Jakob schloss seine Bibel. „Weißt du“, sagte er, „ich glaube, der Himmel beginnt nicht irgendwann. Er beginnt in uns. Wenn wir lieben. Nicht groß. Aber echt.“
Miriam nickte. Sie wusste, was zu tun war. Heute war kein grauer Dienstag mehr. Heute war ein Tag, an dem Himmel greifbar wurde – mitten auf Erden, mitten im 21. Jahrhundert.

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