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Liebe Leserinnen und Leser,
Stell dir vor, du bist Hiob. Ein Leben, das scheinbar fest in den Händen Gottes verwurzelt war, zerfällt vor deinen Augen. Alles, wofür du gearbeitet hast, all die Segnungen, die dir zuteilwurden, verwandeln sich plötzlich in Staub. Und das Unbegreifliche daran ist, dass es weder einen klaren Grund noch einen ersichtlichen Zweck zu geben scheint.
Vor Jahren endete ein Schulbusunglück in einer Tragödie, die einen Atheisten dazu brachte zu sagen, dass solche Ereignisse in einer sinnlosen Welt zu erwarten seien. Doch für uns, die wir an Gott glauben, ergibt diese Antwort keinen Sinn. Auch Hiob, ein treuer Diener Gottes, konnte sich nicht mit dieser Erklärung abfinden. Sein Herz war erfüllt von extremer Trauer und den unausweichlichen Fragen, die solches Leid mit sich bringt.
Lassen Sie uns einen Blick auf Hiob 3,1–10 werfen: Wie drückte Hiob hier seine Trauer aus? Und auf welche Weise könnten wir uns mit seinen Worten identifizieren?
„Dann erst begann Hiob zu sprechen. Er verfluchte den Tag seiner Geburt und sagte: »Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren wurde, und auch die Nacht, in der man sagte: ›Es ist ein Junge!‹. Jener Tag versinke in tiefer Finsternis – kein Licht soll ihn erhellen! Selbst Gott da oben vergesse ihn! Ja, der Tod soll ihn holen – diesen Tag! Ich wünschte, dass sich dunkle Wolken auf ihn legten und die Finsternis sein Licht erstickte! Für immer soll sie dunkel bleiben – die Nacht meiner Geburt! Ausgelöscht sei sie aus dem Jahreskreis, nie wieder erscheine sie auf dem Kalender! Stumm und öde soll sie sein, eine Nacht, in der sich keiner mehr freut! Verfluchen soll sie die Zauberer, die Tag und Nacht verwünschen können und die den Leviatan, dieses Ungeheuer, wecken! Jene Nacht soll finster bleiben, ohne alle Sternenpracht! Vergeblich warte sie aufs Sonnenlicht, die Strahlen des Morgenrots sehe sie nicht! Denn sie ließ zu, dass meine Mutter mich empfing, die Mühen des Lebens hat sie mir nicht erspart.“ Hiob 3,1-10
Das Geschenk des Lebens, von Gott selbst gegeben, ist ein Wunder, das selbst die moderne Wissenschaft verblüfft. Wir existieren, weil Gott uns erschuf (Apostelgeschichte 17,28; Offenbarung 4,11). Dennoch bleibt die Frage: Warum leben wir? Die Wissenschaft hat keine einheitliche Antwort darauf, und in verzweifelten Momenten stellen wir uns vielleicht die Frage nach dem Wert unseres Daseins.
Hiob, in seiner Verzweiflung, äußerte den Wunsch, nie geboren worden zu sein. Hast du jemals ähnliche Gedanken gehabt? Momente, in denen du dich gewünscht hast, dass das Leben nicht existieren würde, um den unvermeidlichen Schmerzen dieser gefallenen Welt zu entkommen?
In diesen dunklen Momenten ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Hoffnung in uns lebt. Hast du dich schon einmal in solch einer Verzweiflung wiedergefunden, um dann später zu erkennen, dass es besser wird? Die Aussicht darauf, dass es besser wird, ist unsere Hoffnung, selbst in den düstersten Stunden.
Gemeinsam wollen wir uns durch diese tiefen Gewässer bewegen, den Schatten der Verzweiflung gegenüberstehen und nach Hoffnung suchen. Das Leben mag uns manchmal vor scheinbar unlösbare Rätsel stellen, aber gemeinsam können wir die Antworten finden.
Barmherziger Gott,
In dieser Stunde des Nachdenkens und der gemeinsamen Betrachtung stehen wir vor dir wie Hiob, dessen Leben von schmerzhaften Verlusten erschüttert wurde. Wir denken an die Momente der Verzweiflung, in denen die Welt um uns herum in Dunkelheit zu versinken scheint und der Sinn des Lebens in Frage gestellt wird.
Herr, wir bringen unsere Gedanken und Gefühle vor dich, inspiriert von Hiobs Worte, die den Wunsch ausdrückten, nie geboren worden zu sein. In diesen Momenten der Dunkelheit erinnere uns an die Hoffnung, die du in unser Leben bringst, die Aussicht darauf, dass es besser wird.
Wir bekennen, dass das Geschenk des Lebens ein Wunder ist, von dir geschaffen. Möge in Zeiten der Verzweiflung deine Liebe und Gnade uns trösten und die Fragen nach dem Sinn unseres Daseins beantworten. Lass uns erkennen, dass die Hoffnung in uns lebt, auch wenn der Schatten der Verzweiflung uns zu überwältigen droht.
Gemeinsam gehen wir durch die tiefen Gewässer von Schmerz und Zweifel, auf der Suche nach Licht und Hoffnung. Hilf uns, die Rätsel des Lebens zu verstehen und die Wahrheit zu erkennen, dass du über allem stehst, auch wenn wir die Gründe für unser Leiden nicht vollständig erfassen können.
In der Empathie und Hoffnung schließen wir dieses Gebet, im Bewusstsein, dass du uns auf dieser Reise durch die Schatten der Verzweiflung begleitest. Mit Liebe und Demut vertrauen wir darauf, dass du unsere Herzen erleuchtest und uns durch jede Dunkelheit führst. Amen.

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