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11.3 Das Lied meines lieben Freundes
Gottes vollkommene Liebe und Gerechtigkeit
Lies Jesaja 5,1–4. Wer spricht in diesen Versen? Von wem spricht Jesaja? Wen stellen der Weinberg und der Weinbergbesitzer dar? Welche Bedeutung hat das Vorgehen des Weinbergbesitzers für den Weinberg? Was ist das Ergebnis?
Jesaja 5,1–4 ist eine bewegende Allegorie über Gottes Beziehung zu seinem Volk. Der Weinbergbesitzer ist Gott, der Weinberg sein Volk, und die Früchte stehen für die geistlichen Ergebnisse ihres Lebens. Gott hat alles getan, um seinen Weinberg zum Blühen zu bringen – er hat ihn gepflegt, geschützt und ihm alles gegeben, was für gutes Wachstum notwendig ist. Doch statt guter Trauben bringt der Weinberg schlechte, verdorbene Früchte hervor.
Diese Bildsprache zeigt eindrucksvoll, dass Gott seine Gerechtigkeit und Liebe nicht nur im kosmischen Konflikt offenbart, sondern auch ganz persönlich im Leben der Menschen. Er gibt ihnen Freiheit, versorgt sie mit allem, was sie brauchen, und lädt sie immer wieder ein, gute Früchte zu bringen – das heißt, in seiner Wahrheit und Liebe zu leben. Doch wenn Menschen sich von ihm abwenden, liegt die Schuld nicht bei Gott, sondern an der Entscheidung seines Volkes, sich von ihm zu entfernen.
Die zentrale Frage in Jesaja 5,4 ist tief bewegend: „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?“ Diese Frage ist nicht nur an Israel gerichtet, sondern an jeden von uns. Gott hat alles getan, um uns den Weg zum Heil zu zeigen – durch sein Wort, seinen Geist und vor allem durch das Opfer Jesu. Wenn Menschen dennoch schlechte Früchte hervorbringen, liegt es nicht an einem Mangel Gottes, sondern an der Entscheidung des Einzelnen.
Dieser Abschnitt lehrt uns zwei Dinge:
  1. Gottes Liebe ist vollkommen und gerecht – Er drängt sich niemandem auf, sondern lädt liebevoll ein.
  2. Unsere Verantwortung ist real – Was wir mit den Gaben und der Fürsorge Gottes tun, liegt an uns.
Letztendlich fordert uns dieser Text auf, unser eigenes Leben zu prüfen: Welche Früchte bringen wir hervor? Sind es gute, die Gottes Liebe widerspiegeln – oder sind es schlechte, die durch Eigenwillen und Selbstsucht entstehen?
Wenn man sich das Kreuz ansieht, an dem Gott sich selbst als Opfer für all unsere Sünden dargebracht hat, inwiefern erhalten dann seine Worte „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?“ eine ausgesprochen erstaunliche Bedeutung?
Die Worte „Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?“ (Jesaja 5,4) bekommen in der Betrachtung des Kreuzes eine tiefe und ergreifende Bedeutung.
Gott hatte seinem Volk bereits alles gegeben – seine Liebe, seine Führung, seine Gebote, seine Propheten. Doch das ultimative Zeichen seiner Liebe war das Kreuz Jesu Christi. Dort offenbarte Gott endgültig, dass er nichts zurückhielt, sondern sich selbst als Opfer darbrachte, um die Menschheit zu retten.
  1. Das Kreuz als die höchste Tat der Liebe
    • Jesus, der Schöpfer des Universums, nahm freiwillig die Strafe der Sünde auf sich (Röm 5,8).
    • Er erlitt das schlimmste Leid, nicht nur körperlich, sondern auch geistlich – die Trennung vom Vater (Mt 27,46).
    • Er hätte sich retten können, aber er blieb am Kreuz, um uns zu retten.
Wenn Gott in Jesaja fragt, was er noch hätte tun können, zeigt das die Tiefe seiner Fürsorge. Er hat nicht nur gute Bedingungen für seinen „Weinberg“ geschaffen, sondern ist selbst auf die Erde gekommen, um für seine Schöpfung zu sterben. Gibt es eine größere Liebe als diese?
  1. Die Dringlichkeit der Entscheidung
    • Gott fragt nicht nur Israel, sondern jeden einzelnen Menschen: „Was sollte ich noch mehr tun?“
    • Das Kreuz ist der unwiderlegbare Beweis, dass Gott alles gegeben hat – nun liegt es an uns, darauf zu reagieren.
    • Wer das Opfer Christi ablehnt, kann nicht sagen, dass Gott nicht genug getan hätte.
  1. Unser persönlicher Bezug zum Kreuz
    • Diese Frage sollte uns zum Nachdenken bringen: Welche Früchte bringen wir in unserem Leben hervor?
    • Das Kreuz ruft uns zur Entscheidung auf: Nehmen wir Gottes Liebe an oder bleiben wir unfruchtbar?
    • Wenn Gott bereit war, alles für uns zu geben, sind wir dann bereit, ihm unser Leben zu geben?
Fazit
Das Kreuz beantwortet die Frage aus Jesaja 5,4 ein für alle Mal: Gott hat wirklich alles getan, was möglich ist, um uns zu retten. Es gibt keine größere Liebe, keine größere Hingabe. Nun liegt es an uns, darauf zu antworten – mit Glauben, Dankbarkeit und einem Leben, das gute Früchte bringt.
Der Weinberg Gottes ist nicht nur eine Metapher für das Volk Israel, sondern für jeden Gläubigen. Gott hat uns mit allem versorgt, was wir für ein fruchtbares geistliches Leben brauchen. Doch was tun wir mit dieser Fürsorge?
  1. Gottes Fürsorge im Alltag erkennen
    • Jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, die Gaben Gottes zu nutzen: Seine Liebe, sein Wort, seinen Geist.
    • Unser Leben sollte „gute Früchte“ bringen – das bedeutet, in Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit zu leben (Gal 5,22-23).
    • Wenn wir in Schwierigkeiten sind, dürfen wir nicht denken, dass Gott uns verlassen hat. Er hat bereits alles getan, um uns den Weg zu zeigen – besonders durch das Kreuz.
  1. Verantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen
    • Gott drängt sich niemandem auf – wir haben die Wahl, seine Liebe anzunehmen oder abzulehnen.
    • Im Alltag bedeutet das: Folgen wir seinem Willen oder unserem eigenen?
    • Gute Früchte entstehen nicht durch Zufall, sondern durch eine enge Verbindung mit Christus (Joh 15,4-5).
  1. Das Kreuz als tägliche Entscheidung
    • Das Opfer Jesu war der ultimative Beweis von Gottes Liebe – wie antworten wir darauf?
    • Prüfen wir unser Herz: Bringt unser Leben Früchte, die Gott ehren, oder „stinkende Trauben“ wie Egoismus, Stolz und Unglauben?
    • Jede kleine Entscheidung zählt – in unseren Worten, unserem Verhalten gegenüber anderen und unserem Vertrauen in Gottes Führung.
Fazit
Gott hat bereits alles getan, um uns den Weg zu ihm zu zeigen. Jetzt liegt es an uns, darauf zu reagieren. Unser Alltag ist der Boden, auf dem unser geistliches Leben wächst – die Frage ist: Bringen wir gute Früchte hervor oder lassen wir Gottes Fürsorge ungenutzt?
Das Kreuz erinnert uns täglich daran: Gott hält nichts zurück – tun wir es auch nicht!

Gott hat alles getan, um uns zu retten – nun liegt es an uns, seine Liebe anzunehmen und Frucht zu bringen.

 

 

Illustration:

Die Stadt erwachte langsam. Die ersten Sonnenstrahlen brachen sich in den Fenstern der Hochhäuser, während Samuel durch die belebten Straßen ging. Die Welt um ihn herum pulsierte vor Leben, doch in ihm war eine Leere, die er nicht zu füllen wusste. Seine Karriere lief gut, sein Leben schien von außen perfekt, aber tief in seinem Herzen nagte eine Frage: Hatte er die richtigen Entscheidungen getroffen?
Er betrat einen kleinen Park, in dessen Mitte ein alter Weinstock wuchs, umrankt von satten grünen Blättern. Ein alter Mann saß auf einer Bank daneben und betrachtete die Reben mit stiller Aufmerksamkeit.
“Schön, nicht wahr?” sagte der Mann plötzlich, ohne den Blick von den Reben zu nehmen. “Die Natur lehrt uns so viel über das Leben.”
Samuel nickte. “Ich weiß nicht viel über Weinbau, aber ich nehme an, dass es nicht einfach ist, gute Trauben hervorzubringen.”
Der Mann lachte leise. “Das stimmt. Ein guter Winzer gibt sich nicht mit minderwertigen Früchten zufrieden. Er schneidet die schlechten Triebe ab, gibt dem Weinberg die beste Pflege, aber am Ende liegt es an den Reben, gute Frucht zu bringen.”
Samuel spürte, wie diese Worte tief in ihm nachhallten. “Glauben Sie, dass das auch für Menschen gilt? Dass manche einfach keine guten Früchte bringen können?”
Der alte Mann sah ihn mit klugen Augen an. “Jeder Mensch hat das Potenzial, gute Frucht zu tragen. Aber es braucht die richtige Pflege, die richtige Hingabe. Manchmal ist das Problem nicht der Boden oder das Licht, sondern die Entscheidung der Pflanze, sich nicht mit den Wurzeln tief genug in das Leben zu graben, das ihr gegeben wurde.”
Samuel erinnerte sich an einen Bibelvers, den seine Großmutter ihm einst vorgelesen hatte: “Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm?” Er hatte ihn damals nicht verstanden. Doch jetzt schien er Sinn zu ergeben.
“Und wenn eine Rebe nicht wachsen will?” fragte er leise.
Der Mann legte eine Hand auf Samuels Schulter. “Dann muss sie erkennen, dass sie nicht allein wachsen kann. Ein Weinstock ist nichts ohne den Winzer. So ist es auch mit uns. Wir brauchen die Verbindung zum Wahren Weinstock, sonst verdorren wir.”
Samuel atmete tief ein. Vielleicht war es an der Zeit, sich dem Winzer anzuvertrauen. Vielleicht war es an der Zeit, Frucht zu bringen.

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