18.November 2024
TÄGLICHES BIBELLESEN – Apostelgeschichte Kap.22
Die Verteidigungsrede des Paulus
1Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, höret mein Verantworten an euch. 2Da sie aber hörten, daß er auf hebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach: 3Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Zilizien und erzogen in dieser Stadt zu den Füßen Gamaliels, gelehrt mit allem Fleiß im väterlichen Gesetz, und war ein Eiferer um Gott, gleichwie ihr heute alle seid, 4und habe diesen Weg verfolgt bis an den Tod. Ich band sie und überantwortete sie ins Gefängnis, Männer und Weiber; 5wie mir auch der Hohepriester und der ganze Haufe der Ältesten Zeugnis gibt, von welchen ich Briefe nahm an die Brüder und reiste gen Damaskus, daß ich, die daselbst waren, gebunden führte gen Jerusalem, daß sie bestraft würden.
6Es geschah aber, da ich hinzog und nahe an Damaskus kam, um den Mittag, umleuchtete mich schnell ein großes Licht vom Himmel. 7Und ich fiel zum Erdboden und hörte eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgst du mich? 8Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. 9Die aber mit mir waren, sahen das Licht und erschraken; die Stimme aber des, der mit mir redete, hörten sie nicht. 10Ich sprach aber: Herr, was soll ich tun? Der Herr aber sprach zu mir: Stehe auf und gehe gen Damaskus; da wird man dir sagen von allem, was dir zu tun verordnet ist. 11Als ich aber vor Klarheit dieses Lichtes nicht sehen konnte, ward ich bei der Hand geleitet von denen, die mit mir waren, und kam gen Damaskus.
12Es war aber ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz, Ananias, der ein gut Gerücht hatte bei allen Juden, die daselbst wohnten; 13der kam zu mir und trat her und sprach zu mir: Saul, lieber Bruder, siehe auf! Und ich sah ihn an zu derselben Stunde. 14Er aber sprach: Der Gott unsrer Väter hat dich verordnet, daß du seinen Willen erkennen solltest und sehen den Gerechten und hören die Stimme aus seinem Munde;
15denn du wirst sein Zeuge zu allen Menschen sein von dem, das du gesehen und gehört hast. 16Und nun, was verziehest du? Stehe auf und laß dich taufen und abwaschen deine Sünden und rufe an den Namen des Herrn!
17Es geschah aber, da ich wieder gen Jerusalem kam und betete im Tempel, daß ich entzückt ward und sah ihn. 18Da sprach er zu mir: Eile und mache dich behend von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugnis von mir. 19Und ich sprach: Herr, sie wissen selbst, daß ich gefangen legte und stäupte die, so an dich glaubten, in den Schulen hin und her; 20und da das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen ward, stand ich auch dabei und hatte Wohlgefallen an seinem Tode und verwahrte denen die Kleider, die ihn töteten. 21Und er sprach zu mir: Gehe hin; denn ich will dich ferne unter die Heiden senden!
Paulus vor dem römischen Oberst
22Sie hörten aber ihm zu bis auf dies Wort und hoben ihre Stimme auf und sprachen: Hinweg mit solchem von der Erde! denn es ist nicht billig, daß er leben soll.
23Da sie aber schrieen und ihre Kleider abwarfen und den Staub in die Luft warfen, 24hieß ihn der Hauptmann in das Lager führen und sagte, daß man ihn stäupen und befragen sollte, daß er erführe, um welcher Ursache willen sie also über ihn riefen. 25Als man ihn aber mit Riemen anband, sprach Paulus zu dem Unterhauptmann, der dabeistand: Ist’s auch recht bei euch, einen römischen Menschen ohne Urteil und Recht zu geißeln?
26Da das der Unterhauptmann hörte, ging er zu dem Oberhauptmann und verkündigte ihm und sprach: Was willst du machen? Dieser Mensch ist römisch. 27Da kam zu ihm der Oberhauptmann und sprach zu ihm: Sage mir, bist du römisch? Er aber sprach: Ja. 28Und der Oberhauptmann antwortete: Ich habe dies Bürgerrecht mit großer Summe zuwege gebracht. Paulus aber sprach: Ich aber bin auch römisch geboren. 29Da traten alsobald von ihm ab, die ihn befragen sollten. Und der Oberhauptmann fürchtete sich, da er vernahm, daß er römisch war, und er ihn gebunden hatte.
30Des andern Tages wollte er gewiß erkunden, warum er verklagt würde von den Juden, und löste ihn von den Banden und hieß die Hohenpriester und ihren ganzen Rat kommen und führte Paulus hervor und stellte ihn unter sie.
Luther 1912. Public Domain
Kommentar
Einleitung
Apostelgeschichte Kapitel 22 beschreibt die Verteidigungsrede des Apostels Paulus vor einer aufgebrachten jüdischen Menge in Jerusalem. Paulus nutzt die Gelegenheit, um seine Bekehrungsgeschichte und seinen Auftrag als Zeuge Christi zu schildern. Er betont seine jüdische Herkunft, seinen Eifer für das Gesetz und die dramatische Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Damaskus. Das Kapitel zeigt, wie Paulus trotz Widerstand und Verfolgung unerschütterlich seine Berufung verteidigt und gleichzeitig von seinen römischen Rechten Gebrauch macht, um weiteren Misshandlungen zu entgehen.
Kommentar
Die Rede des Paulus ist ein kraftvolles Zeugnis seiner Bekehrung und seines apostolischen Auftrags. Durch die Wahl der hebräischen Sprache und die Betonung seiner jüdischen Herkunft versucht er, eine Brücke zu seinem Publikum zu schlagen. Seine Erzählung zeigt, wie sich sein Leben durch die Begegnung mit Christus radikal verändert hat. Besonders eindrucksvoll ist die Rolle des Ananias, der Paulus zur Taufe aufruft und ihn in den Dienst für Gott einweiht.
Paulus offenbart auch seine frühere Feindseligkeit gegenüber den Christen und gesteht seine Beteiligung an der Verfolgung von Gläubigen wie Stephanus. Diese Offenheit dient nicht nur als Selbstanklage, sondern unterstreicht die transformative Kraft des Evangeliums. Die Erwähnung seines Auftrags, das Evangelium zu den Heiden zu bringen, provoziert jedoch die Menge und führt zu einem erneuten Aufschrei.
Die Interaktion mit den römischen Behörden zeigt, wie Paulus klug seine Bürgerrechte einsetzt, um Misshandlungen zu vermeiden. Sein Hinweis auf sein römisches Bürgerrecht bringt den Oberhauptmann in eine schwierige Lage, was Paulus vor weiterer Folter bewahrt. Diese Passage illustriert sowohl Paulus’ Mut als auch seine strategische Weisheit im Umgang mit politischer und religiöser Opposition.
Zusammenfassung
In Apostelgeschichte 22 verteidigt Paulus sich vor der jüdischen Menge in Jerusalem, indem er seine Herkunft, seine Bekehrung und seinen göttlichen Auftrag schildert. Er erzählt von seiner Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Damaskus und seiner Berufung, das Evangelium zu verkünden. Die Menge wird besonders aufgebracht, als Paulus von seiner Mission zu den Heiden spricht.
Als die Situation eskaliert, greifen die römischen Behörden ein. Paulus wird gebunden und soll ausgepeitscht werden, doch er verhindert dies, indem er auf sein römisches Bürgerrecht hinweist. Der römische Oberhauptmann ist erschrocken über diese Enthüllung und behandelt Paulus vorsichtiger. Am nächsten Tag wird Paulus vor den jüdischen Hohen Rat gebracht, wo die Untersuchung seines Falls fortgesetzt wird.
Das Kapitel zeigt Paulus’ Standhaftigkeit und seinen unerschütterlichen Glauben, auch angesichts heftigen Widerstands. Gleichzeitig verdeutlicht es die Spannungen zwischen den verschiedenen politischen und religiösen Gruppen, die sein Leben und Wirken prägten.
WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu
Kapitel 76: Judas
Hier online lesen.
Kommentar
Einleitung
Kapitel 76 über Judas schildert die tragische Geschichte eines Mannes, der trotz seiner Nähe zu Jesus Christus und seiner privilegierten Stellung unter den Zwölf den tiefsten Fall erlebte. Der Text zeigt Judas’ anfängliche Begeisterung für den Herrn, seine schrittweise Hingabe an die Habgier und seinen Verrat, der zum Inbegriff des Unheils wurde. Seine Geschichte ist nicht nur eine Erzählung von Verrat, sondern auch eine ernste Warnung vor der Gefahr, göttliche Gaben und Gelegenheiten zu missbrauchen.
Kommentar
Die Geschichte von Judas ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie das Festhalten an Sünde selbst die Nähe zu Jesus unfruchtbar machen kann. Judas wurde von Jesus berufen und mit den anderen Jüngern gleichgestellt, sogar mit der Verantwortung als Schatzmeister betraut. Trotz all der Wunder, die er sah, und der Worte, die er hörte, ließ er sich nicht völlig von Christus verändern. Seine Liebe zum Geld und sein Stolz überwogen.
Besonders eindringlich ist Judas’ scheinbare Hingabe, während er im Inneren Zweifel und Groll nährte. Sein Verrat begann nicht mit der Übergabe Jesu für dreißig Silberlinge, sondern mit kleinen Entscheidungen, die seine Habgier stärkten. Die Geschichte verdeutlicht, wie eine unbewältigte Schwäche zu einer zerstörerischen Kraft werden kann.
Judas’ letzter verzweifelter Versuch, die Folgen seines Verrats rückgängig zu machen, zeigt keine wahre Reue, sondern die Angst vor den Konsequenzen. Seine tragische Einsicht, dass es „zu spät“ sei, unterstreicht die Ernsthaftigkeit von Entscheidungen, die unser Herz formen und unser Leben bestimmen.
Zusammenfassung
Kapitel 76 zeichnet das Leben und den Fall von Judas nach, von seiner Berufung durch Jesus bis zu seinem Verrat und seinem tragischen Tod. Judas begann als engagierter Jünger, der Jesus folgte und seine Botschaft hörte. Doch seine Liebe zum Geld und sein Stolz hinderten ihn daran, sich vollständig Christus hinzugeben. Diese Schwächen führten schließlich dazu, dass er Jesus für dreißig Silberlinge verriet.
Obwohl Judas zahlreiche Gelegenheiten zur Umkehr hatte, blieb er in seinem Stolz und seiner Habgier gefangen. Selbst bei der Offenbarung seines Verrats durch Jesus im Abendmahl veränderte er seinen Kurs nicht. Sein Versuch, das Geld zurückzugeben, zeigte keine aufrichtige Reue, sondern nur Angst vor der Verdammnis. Sein Leben endete in Verzweiflung und Selbstmord.
Die Geschichte von Judas ist eine ernste Mahnung, das Herz vor Gott zu bewahren und sich nicht von unbewältigten Sünden leiten zu lassen. Sie zeigt, wie eine scheinbar kleine Schwäche, wenn sie unbeachtet bleibt, zu katastrophalen Folgen führen kann.
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