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11.3 Gethsemane
Der Kelch des Leidens: Jesu Gebet und die Annahme des göttlichen Willens
Lies Markus 14,32–42. Was betete Jesus in Gethsemane und wie wurde das Gebet beantwortet?
In Markus 14,32–42 sehen wir Jesus in einem der entscheidendsten und schwersten Momente seines irdischen Lebens – im Garten Gethsemane. Hier offenbart sich seine menschliche Seite in einer Weise, die tief mitfühlend und verständlich ist. Er befindet sich in extremer seelischer Qual angesichts des bevorstehenden Leidens und betet inständig, dass der Kelch des Leidens von ihm genommen wird. Doch durch seine Worte „Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Mk 14,36), zeigt er gleichzeitig seine völlige Hingabe und Unterordnung unter den Willen Gottes.
Das Gebet Jesu in Gethsemane stellt den inneren Kampf dar zwischen dem natürlichen menschlichen Wunsch, Leiden zu vermeiden, und der Bereitschaft, sich dem göttlichen Plan zu fügen. Die Verwendung des Begriffs „Abba“ – eine intime Anrede für den Vater – betont die Nähe zwischen Jesus und Gott. Auch wenn Gott das Gebet Jesu scheinbar mit einem „nein“ beantwortet, zeigt dieses Gebet die tief verwurzelte Beziehung und das Vertrauen Jesu in den Plan seines Vaters.
Gott nimmt den Kelch des Leidens nicht von Jesus, da es genau durch diesen Weg des Leidens und der Kreuzigung ist, dass die Erlösung der Menschheit möglich wird. Jesus akzeptiert diesen göttlichen Plan, auch wenn er ihm unvorstellbares Leid und Verlassenheit bringen wird.
Ein besonders schmerzlicher Aspekt in Gethsemane ist die Einsamkeit, die Jesus ertragen muss. Dreimal kehrt er zu seinen engsten Jüngern zurück – Petrus, Jakobus und Johannes – in der Hoffnung, Trost und Unterstützung zu finden. Doch dreimal findet er sie schlafend vor. Dies verstärkt das Gefühl der Isolation, das Jesus in dieser Stunde der Prüfung erlebt. Während er geistig und körperlich vorbereitet ist, die Bürde der Sünde der Welt zu tragen, sind seine Jünger nicht bereit, seine Last zu teilen. Sie sind körperlich anwesend, aber geistig und emotional abwesend.
Diese Szene lehrt uns auch etwas über das Gebet und die Gemeinschaft. Jesus betete zu Gott in seiner tiefsten Not, und auch wenn die Antwort nicht seinen Wünschen entsprach, war es das Gebet, das ihm die Kraft gab, Gottes Willen zu erfüllen. Ebenso wird uns bewusst, wie wichtig menschliche Unterstützung in schwierigen Zeiten ist. Obwohl die Jünger versagten, zeigt dieser Moment, dass Jesus auf menschliche Begleitung und Trost hoffte – etwas, wonach wir alle uns in Zeiten der Not sehnen.
Am Ende ist es Jesus, der die Jünger weckt und sie auffordert, sich der kommenden Prüfung zu stellen. Während er nun vollkommen bereit ist, das Kreuz zu tragen, sind seine Jünger es nicht. Dies zeigt den Kontrast zwischen seiner geistigen Stärke und ihrer Schwäche, ein Bild, das auch uns an unsere eigene Unzulänglichkeit und die Notwendigkeit erinnert, uns immer wieder an Gottes Willen auszurichten.
Die Ereignisse in Gethsemane und Jesu Gebet dort haben eine tiefe Verbindung zu unserem Alltagsleben und Glauben. Sie lehren uns mehrere zentrale Lektionen, die sowohl unsere Beziehung zu Gott als auch unseren Umgang mit Schwierigkeiten und Herausforderungen im täglichen Leben betreffen.
  1. Gebet und Vertrauen auf Gott: Jesus betete in seiner größten Not. Sein Gebet in Gethsemane zeigt, dass es in Ordnung ist, Gott unsere Ängste, Sorgen und Wünsche offen darzulegen. Auch wenn die Antwort auf unsere Gebete nicht immer das ist, was wir uns wünschen, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gottes Plan größer ist und er uns die Kraft gibt, damit umzugehen. Im Alltag können wir oft in Situationen geraten, in denen wir uns überfordert fühlen. In diesen Momenten erinnert uns Gethsemane daran, im Gebet Zuflucht zu suchen und Gottes Willen zu vertrauen, auch wenn wir ihn nicht vollständig verstehen.
  2. Unterordnung unter Gottes Willen: Eine der größten Lektionen aus Gethsemane ist Jesu Hingabe an den Willen des Vaters. Er ist bereit, Gottes Plan zu folgen, obwohl es Leid und Tod für ihn bedeutet. Im Alltag neigen wir oft dazu, unseren eigenen Willen durchzusetzen und versuchen, Dinge nach unseren Vorstellungen zu gestalten. Gethsemane lehrt uns, dass wahre Hingabe an Gott bedeutet, unsere eigenen Wünsche loszulassen und uns seinem Plan zu unterwerfen – im Vertrauen darauf, dass er das Beste für uns weiß.
  3. Einsamkeit und menschliche Schwäche: Jesu Erfahrung der Einsamkeit und der Enttäuschung über seine schlafenden Jünger spiegelt oft unsere eigenen Erlebnisse wider. Wir sehnen uns nach Unterstützung und fühlen uns manchmal allein, insbesondere in schwierigen Zeiten. Gethsemane zeigt uns, dass auch Jesus diese Einsamkeit kannte. Gleichzeitig erinnert es uns daran, dass wir als Gläubige einander in schwierigen Zeiten zur Seite stehen sollen. Im Alltag können wir von Jesu Geduld lernen, auch wenn Menschen uns enttäuschen oder nicht immer den Trost bieten, den wir erhoffen.
  4. Die Rolle des Heiligen Geistes: Jesus verspricht, dass der Heilige Geist diejenigen unterstützen wird, die verfolgt oder bedrängt werden. Das gibt uns Hoffnung und Trost, denn wir sind nicht allein in unseren Kämpfen. Der Heilige Geist wirkt in uns und gibt uns die nötige Weisheit und Kraft, die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Dies gilt auch für unseren Alltag, in dem wir uns oft überfordert oder unsicher fühlen. In solchen Momenten können wir auf die Führung des Heiligen Geistes vertrauen.
  5. Durchhalten in schwierigen Zeiten: Jesus zeigt in Gethsemane eine außergewöhnliche Ausdauer und Bereitschaft, selbst die schwerste Prüfung zu durchstehen. Dies dient uns als Vorbild, in Zeiten von Leid und Prüfungen auszuharren. Jesus’ Beispiel ermutigt uns, in unseren eigenen schwierigen Situationen nicht aufzugeben, sondern mit Geduld und Vertrauen den Weg zu gehen, den Gott für uns vorbereitet hat.
Zusammengefasst erinnert uns Gethsemane daran, dass das christliche Leben nicht immer einfach ist und oft mit Schwierigkeiten verbunden sein kann. Doch gerade in diesen Momenten der Not und des Leidens können wir, wie Jesus, Zuflucht im Gebet suchen, uns Gottes Willen unterwerfen und durch die Kraft des Heiligen Geistes gestärkt werden.

Im Vertrauen auf Gottes Willen finden wir die Kraft, auch die schwersten Prüfungen des Lebens zu bestehen.

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